Clubmeisterschaft 05 « » Einsiedeln 05

Fünf PARAnoias in Andalusien

Almunecar 05

Di 22.2.05

Fünf wintermüde PARAnoianer treffen sich auf dem Flughafen Kloten beim Gate 36. Nein, das ist nicht Grössenwahn unsererseits und wir wollen mit unseren Stoffflügeln auch nicht um Starterlaubnis anhalten! Wir packen die Dinger nämlich einfach in einen Airbus und entfliehen zu wärmeren Gefilden - genauer gesagt: nach Malaga in Südspanien und von dort mit dem Mietauto nach Almunecar.
Dabei sind auf diesem Trip: Marcel H und Iris, Schufi, Brunound meine Wenigkeit, Marcel B.

Das Fluggebiet hier im Süden von Spanien wurde uns von Werner empfohlen, der letzen Herbst hier einige gute Flugtage verbracht hatte. Auch andere vom Club sind hier schon geflogen, aber von uns kennt keiner die Gegend fliegerisch näher. Darum mieten wir uns im FlyPark bei Leoni ein und verdingen Andi Flühler als Flugguide.

Die Ankuft verläuft unspektakülär. Wir übernehmen in Malage einen Renault Kangoo und quetschen uns tatsächlich zu fünft inklusive Gleitschirm und Gepäck in die Kiste. Die Fahrt der Küste entlang nach Almunecar dauert keine Stunde. Im FlyPark werden wir freundlich empfangen und kriegen schöne Apartements zugewiesen. Nur der Pool vor der Tür ist noch nicht ganz fertig.

Zu Fuss erkunden wir die Stadt, geniessen Bier und Tapas und entdecken wohl eines der besten Restaurants hier. Spitzen Essen, guter Wein, mehr als groszügige (Congnac!) Portionen und alles zu einem Preis, wofür man sich in der Schweiz kaum an den Tisch setzen darf.

Der einzige Dämpfer: heute konnte offenbar nicht geflogen werden - zuviel Wind. Hoffentlich bessert sich das!

Mi 23.2.05

Punkt acht wecken uns die Arbeiter, die den Pool ja doch nicht mehr diese Woche fertig kriegen werden. Nichtsdestotrotz machen Schufi und ich uns auf, den Kühlschrank auszustatten. Bis der Mercado um 9:15 aufmacht, gönnen wir uns ein Frühstück in einer Bar, nachher bringen wir den gekauften Proviant zurück. Natürlich pennt Bruno noch...

Andy - unser Guide - hat sich derweil schon mit dem Wetter beschäftigt. Schlecht sehe es aus, meint er. Hier zuviel Wind, auf der Nordseite der Gebirgskette Staubewölkung.
Seine Nase sagt ihm aber, dass es vielleicht um Granada doch nicht so schlimm aussieht, wie die dort ansässige Flugschule behauptet, und darum sind wir bald in seinem Bus unterwegs dorthin. Dabei sind noch drei andere Piloten (Giovanni, ?, ? aus Deutschland.). Drei weitere Schweizer - Thomas, Beat und Marcel vom Gleitschirmclub Luzern - folgen im eigenen Auto.

Andy hatte den rechten Riecher. Nach einem kurzen Stop im Restaurant beim Eingang zum Sierra Nevada Nationalpark in der Nähe des Startplatzes klart der Himmel immer mehr auf und wir können auf der kahlen Kuppe auslegen. Ein grosser Startplatz lädt zu Windspielen ein.

Nacheinander starten wir in die Thermik raus. Die ersten werden regelrecht raufgesogen, die nächsten müssen etwas mehr arbeiten.
Leider kriege ich mein Solario erst halb unten zum Piepsen, und so gehöre ich bald zu der Hälfte, die auf dem grosszügigen Landeplatz auf dem Boden stehen. (Ähem - GROSS-zügig, gell Haldi). Nur Schufi entschwindet früh in luftige Höhen und quert das Tal auf der Suche nach neuen Schläuchen.

Schon bald stehen wir wieder am Startplatz und machen es besser. Was Schufi kann, kann ich zumindest probieren, und nachdem ich von 1200 auf 2300 aufgedreht habe, quere auch ich das Tal. Mir hat es allerdings zuviel Windversatz, und darum drehe ich nicht alles aus und kehre bald zurück.
Schufi hat immerhin halb Granada aus der Luft besichtigt, landet am Startplatz rein und kommt erst später wieder runter. Haldi macht seinen Ausrutscher bei der ersten Landung wett und fliegt zum Ausgleich diesmal dafür hundert Meter zu weit: Interessant, die Flora mit den Stacheln hier, gell?

Wir hatten alle einen genialen ersten Tag mit Flügen von einer bis drei Stunden und geniessen das verdiente Landebier in vollen Zügen.

Auf der Scenic Route gehts über Hochebenen, Pässe und wilde Täler (was - hier sollen wir fliegen???) zurück nach Almunecar, wo wir uns ein gediegenes Nachtessen gönnen und früher - oder später - erschöpft ins Bett fallen.

Do 24.2.05

Entsprechend der Anzahl Stunden Schlaf und der Menge an 'Schlummis' sehen die einen am Morgen fitter aus als die anderen. Nix, was sich mit einem starken Kaffee nicht beheben liesse...

Das Wetter sieht nicht so günstig aus, dafür ist es schwachwindig und Andy meint, um Otivar müsste es fliegbar sein. Also bewegt sich der ganze Tross in das wilde Tal hinein, wo Schufi sich noch gestern auf keinen Fall an die Leinen hängen wollte. Vor allem der Landeplatz sieht von oben spektakulär aus: Auf drei Seiten gehts steil runter und einige Bäume stehen auch noch im Weg. Von nahe betrachtet relativiert sich das allerdings, denn man kann gut Höhe abbauen und von der Strasse her anfliegen. Bloss in die Dornen rundum sollte man den Schirm nicht setzen :-)

Die ersten Starter erwischen schöne Thermik, überhöhen und können im Kessel herumfliegen. Bei mir stellt es ab und wir späteren müssen landen gehen. Auch die anderen kommen runter, wobei Bruno natürlich ausprobieren muss, wie gut diese Dornen sich wirklich in einem Schirm verfangen können... autsch!
Schufi hat wieder mal den längsten Flug gebucht.

Die Kumuli bilden sich trotz der dichten Cirren wieder und so gehen wir nochmals hoch und starten. Diesmal gehe ich früh raus und folge Andys Rat: Nach rechts, dort sehe es gut aus. Leider nix. Ich versaufe und alle anderen fliegen nach links und drehen auf. Iris zeigt allen, wo der Bart steht und bald tummeln sich viele Gleitschirme an der Basis.

Schufi quert mit Thomas das Haupttal, wo sie sich auf dem Grat hochkämpfen und die anspruchsvolle Strecke bis zum Meer schaffen.
Wir anderen fahren mit dem Auto zum Itrabo, einem Startplatz mit Meersicht und gleiten - mit mehr oder weniger Abstand zu den Leitungen - auch an den Strand runter.

Beim Landebier verfliegt mein Frust über die verpatzen Flüge ein wenig. Alle anderen hatten viel Spass und Schufi wieder mal einen Supertag.

Den Tag lassen wir bei einem üppigen Mal beim Chinesen ausklingen.

(Später hören wir, dass ein anderer Guide die gute Leistung von Schufi und Thomas - und vielleicht sein eigenes Unvermögen in der Startplatzwahl - damit erklärt, dass die beiden 'halt Ligapiloten seien, und darum einfach besser fliegen würden'. Gratuliere, Schufi! )

Fr 25.2.05

Schwachwindig aber bewölkt - nicht die bessten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Flugtag.
Nichtsdestotrotz ziehen wir in Richtung Otivar. Beim ersten Flug schaffte es nur Thomas. Iris versäuft sofort und landet unterhalb des Startplatzes wieder rein. Beim nächsten Mal mach sie es besser und muss sogar die Ohren reinnehmen, um zu landen. Auch Bruno wird mit seinem massiven Untergewicht immer wieder hochgeblasen, da hilft auch der Wassersack nicht viel. Wir anderen versaufen mehr oder weniger schnell.

Nach einem Kaffee fahren wir wieder die schmale, steile Schotterstrasse zum Itrabo hoch.
Es sieht nicht gut aus. Die Basis ist knapp über Startplatzhöhe, es windet ziemlich stark und ab und zu leeren die Wolken auch schon ein wenig aus. Giovanni aus Deutschland wagt sich - genauestens beobachtet vom Rest - trotzdem raus. Gegen viel Wind kommt er knapp voran und kommt gut über den Übungshang in Strandnähe an. Für die Strandbar reicht es aber nicht.
Wir nötigen Andy, uns zu zeigen, wie man es mit einem Hochleister besser machen kann. Tatsächlich wählt er eine Linie, die ihn unter den Wolken wenig Höhe verlieren lässt, und so kommt er gut zum Strand.

Auch ich mache mich bereit. Leider sinkt die Basis immer tiefer unter den Landeplatz. Ich starte in eine kleine Lücke und kann vom Hang weg fliegen. Nachher heisst es: Kompass Navigation! Dafür gewinne ich in der Wolke Höhe und komme einige Minuten später schön hoch vorne wieder raus und kann genüsslich zum Strand gleiten.
Oben fängt es an zu regnen. Die anderen räumen blitzartig zusammen und flüchten mit dem Bus den Berg runter. Auch ich höre das Grollen aus den Tälern, kann aber in Ruhe den Strand abfliegen, landen und zusammenpacken.
Der Flug tat mir nach den Absaufern heute und gestern richtig gut!

Wir treffen uns alle wieder in der Bar zu einem späten Mitagessen und halten nachher etwas Siesta.
Um neun treffen wir uns in einer Tapas Bar. Das bedeutet: Man bestellt ein Bier (für ca. 1.30EUR) und kriegt dazu immer auch einen fantasievollen Happen zu essen geliefert. Etliche Bars später fallen die letzten so um drei am Morgen ins Bett...

Sa 26.2.05

Heute sieht es vielsversprechend aus. In Granada, wo wir am Mittwoch schon waren, sollte es gehen.
Wie wir in der Gegend ankommen, sind wir zuerst mal überrascht: Es muss geschneit haben! Auf der Strasse rauf zur Sierra Nevada herrscht ab km-16 ein Kettenobligatorium. Zum Glück zweigt der Zubringer zu unserem Startplatz vorher ab. Die überzuckerte Landschaft bietet einen wunderschönen Anblick.
Im Restaurant wärmen wir uns auf und wie wir beim Startplatz sind, ist auch die störende Inversion weggebraten.

Wie immer stürzt sich unser zuverlässiger Thermikdummy Giovanni als erster in Montur und startet raus. Scharf beobachten wir, wie er rechts vom Startplatz versäuft und bald einmal landen muss. Entsprechend zögerlich bereitet wir uns vor. Erst als Thomas vom oberen Starplatz aus Thermik findet und noch einige andere Schweizer rausstarten, legen auch wir aus.
Mehr oder weniger schnell finden wir alle Anschluss. Iris erweist sich dabei als zuverlässige Thermikschnüfflerin, und so drehe auch ich von weit unten bis an die Basis auf über 2000m.
Unter mir dreht ein Geier auf und ich kann das schöne Tier bewundern. Einige Minuten dreht er mit mir auf gleicher Höhe im Schlauch und wir beobachten uns ausgiebig. Dann dreht er mich aus und gesellt sich zu seinen Artgenossen. Magisch!

Mit viel Wind werden wir zwar immer wieder versetzt, können aber die wunderbare Aussicht nach Granada und der Sierra Nevada geniessen, bis uns zu kalt wird.
Nach einer Stunde und mehreren Ausflügen runter in wärmere Luftschichten lande ich beim Startplatz rein und ruhe mich ein wenig aus. Nur Schufi gondelt lieber weiter oben rum, als sich dem Getümmel beim Start nochmals zu stellen. Zitat: "Ist doch viel bequemer, im Sitz zu hängen, als nochmals starten zu müssen - vor allem nach dem gestrigen Abend!"

Andy bringt derweil diejenigen nochmals rauf, die am Landeplatz unten gewartet haben, und wir schrauben uns nochmals in die Höhe. Allerdings haben wir um 16:00 zu landen, weil wir am Meer noch etwas soaren gehen wollen.
Das erweist sich als gar nicht so einfach: Iris steigt auch mit eingezogenen Ohren noch wie eine Rakete in der Konvergenz über dem Landeplatz und muss alle Register ziehen, um überhaupt runter zu kommen. Haldi hingegen kämpft mit dem Talwind und ist froh um das Steigen vor dem Landeplatz.

Alles verpackt und ans Meer gebraust! Leider ist der Wind dort zu stark, und wir müssen das Landebier ohne Soaring geniessen...

Nach dem Duschen gehen wir ins Geranium essen. Das ist das feine Restaurant, das wir am ersten Abend entdeckt hatten, und es enttäuscht uns auch heute nicht. Danach gehts auf Pub-Crawl. Wegen schlechten Wetteraussichten für den Sonntag zieht sich das heute - ähem Morgen - bis gegen fünf...

So 27.2.05

Tatsächlich ist das Wetter heute schlecht. Bruno hat sich den richtigen Tag zum Heimfliegen ausgesucht: Dauerregen.
Wir wollen uns Malaga ansehen gehen, aber dort giesst es wie aus Kübeln. Nach einer Pizza fahren wir schon wieder zurück und geniessen später ein weiteres ausgezeichnetes Abendessen in Almunecar.

Mo 28.2.05

Fliegerfrust breitet sich aus: Es regnet immer noch in Strömen und kein Silberstreifen zeigt sich am Horizont.
Na ja, 90 Minuten Fahrt bringen uns zu einem kleinen Bach, in den eine heisse Quelle mündet. Zwei Stunden hängen wir im heissen Bachbett, immer wieder ungläubig bestaunt von dick eingemummten Passanten. Nur gut haben wir auch das Bier mitgebracht!

Di 1.3.05

Wetter immer noch besch... Wir gehen nach Motril shoppen und verbringen den Tag lesend oder im Fitnesszenter. Zum Glück ist das Abendessen wie immer genial.

Mi 2.3.05

Es regnet nicht mehr. Leider wird uns das heute wohl nichts mehr nützen, denn für einen Morgenflug hat es auch noch nicht ausreichend aufgerissen.
Na dann: packen wir halt und nehmen Abschied vom Andy, Leoni und dem Flypark und den Luzerner Kollegen.
In Malaga City hat es zuviel Verkehr, deshalb fahren wir früh zum Flughafen, shoppen und sind schon bald auf dem Heimweg in die weisse Schweiz.

Schade, dass wir die einzige Regenperiode seit letztem Herbst hier in Andalusien getroffen haben. Dafür können wir uns über einige schöne Flüge freuen, die wir letzte Woche geniessen durften.
Hoffentlich treffen wir alle unsere neuen Fliegerfreunde bald mal wieder in der Luft!

Vielen Dank an Andy für seine überaus kompetente Startplatz-, Restaurant- und Pub-Auswahl und an Leoni im FlyPark für die günstigen und schönen Unterkünfte.

Marcel Bucher, am 4.März 2005

&nbsp

Links:

Leoni und Jarda's FlyPark in Almunecar: super Service, günstige Unterkunft
Andi Flühler, kompetenter Flugguide und guter Typ
PARAnoia, der weltbeste Gleitschirmclub :-)
Gleitschirmclub Luzern, auch gute Typen