Von Engelberg zum Rheintal hin
Kleine Schweizerreise
Sa, 19.5.2007
Das PARAnoia-Engadin-Wochenende fiel leider dem schlechten Auffahrtswetter
zum Opfer, aber heute sollte es durchaus fliegbar sein: Schwachwindig
und schön ist angesagt.
Telefonisch und per SMS verteilen sich die PARAnoias heute in der
Schweiz: Herzogs fahren in den Jura, die ambitionierten zwei (André
und Fredy) wollen ihre 200er FAI von Fanas aus probieren und der
Rest macht sich auf Richtung Innerschweiz.
Für mich heisst das: 7:20 aus dem Haus und über Zürich
und Luzern nach Engelberg. Bummel bummel! Ich bin erst um 11:45 am
Startplatz... Dort sind Schufi, Krami, Zeno und Christian nach gemütlichem
Kaffee am Auslegen, als ich endlich dazu stosse.
So, jetzt aber! Das Gerödel bereitmachen, alles überprüfen,
montieren, einstellen und los, den anderen hinterher!
12:18
Start
Links ums Eck finde ich sofort den Einstieg in die Thermik, die
mich schnell zu den anderen hoch trägt.
Eigentlich wollte ich ja mit Schufi gegen Osten fliegen, aber nicht
so direkt, wie er das tut. Wo will der denn hin?
Dann fliege ich halt mal alleine los Richtung Brisen. Etwas Gas
geben und - twoing! - schon ist meine geniale Bowdenzug-Speeder-Konstruktion
am A...
Aaarrghhhh, ohne Gas fliegen? Und beim Brisen geht auch nichts,
also nach links zum Haldigrat, wo es zuverlässig hoch geht.
Oder soll ich oben reinlanden, und den Speeder flicken? Aber da kommt
schon Zeno angeflogen, und wir drehen unter der einzigen Wolke des
Tages gemeinsam auf. Auf mein "gömmer wiiter?" antwortet
er mit Kurs Ost, und wir können beim Brisen und beim Oberbauen
auf komfortable 3000m aufdrehen.
13:25
Seequerung
Entspannt fliegen wir über den Urnersee und ich habe Zeit,
mich zu verpflegen, Fotos zu schiessen und genüsslich Pipi zu
machen :-)
Am Rophaien kommen wir auf 1900m an und finden wie üblich den
Bart an der Südwestflanke. Es geht rauf und Zeno und ich fliegen
fast Stabi an Stabi von Schlauch zu Schlauch weiter das Schächental
rauf. Vorbei an Rossstock, Pfaffen und Windgällen geniessen
wir die Aussicht auf unzählbare Alpengipfel.
14:30
Klausenpass
Vor dem Klausen machen wir nochmals 3070m. Zeno fliegt aussen rum
der Passstrasse nach, ich direkt über den Glatten zum Urnerboden.
Dann geht's auf der Nordseite des Urnerbodens den Jegerstöcken
entlang zum Ortstock über Lintthal.
15:00
Glarus
Von hier aus befliege ich Neuland, das Glarus kenne ich nur vom
Skifahren in Elm. Wo soll ich hier durchfliegen?
Weil ich kein Steigen finde, beschliesse ich, das Tal zu queren
und fliege auf einen südwestlich ausgerichteten Hügel auf
der anderen Seite von Linthal zu. Während dem Gleiten habe ich
Zeit, Karte, GPS und Kompass zu konsultieren und orte Elm genau westlich
hinter dem Kärpf.
Einige Schirme versuchen weit unten vergeblich, rauf zu kommen,
aber mein Hügel zieht tatsächlich und gibt genug Höhe
her, um den Grat beim Sasberg zu erreichen und wieder auf über
3100 aufzudrehen. Auch Zeno kommt mir nach und dreht unter mir auf.
15:35
Sernftal
Auf gut Glück fliege ich am Kärpf vorbei und komme im
Skigebiet von Elm an. Diesen Lift da unten kenne ich, das ist der
Bischof! Trotzdem gefällt es mir gar nicht, dass ich jetzt im
Lee da runtergespült werde...
Zum Glück geht bei den Lawinenverbauungen ein hackiger Bart
ab, den ich mühsam zentrieren kann. Weiter oben wird's zum
Glück ruhiger und geht bis 2700. Da kommt auch schon Zeno durch
die Lücke ins Sernftal geflogen, und auch ihn spült's
bis zum Bischof runter, wo er das gleiche Gehack ausdrehen muss.
Quer über Elm geht's an den Abbruch beim Fanenstock. Dort
wartet der turbulenteste Bart des Fluges auf uns, und das von unten
bis oben! Ein Geschüttel und Gerüttel, dass es einem schlecht
werden könnte. Während ich das Ding heroisch ausdrehe,
hat Zeno genug von der Schwerarbeit und gleitet das Sernftal runter
um bei Matt zu landen.
16:10
Weisstannental
Wieder auf 3000m angekommen weiss ich nicht so recht, wo ich hinfliegen
soll: Hinter dem Ruchen müsste das Weisstannental sein, dass
mich nach Sargans und zum Gonzen bringen sollte. Ich fliege südlich
am Gipfel vorbei über den Foopass ins Foo, was mir natürlich
besonders gefällt. Was mir weniger gefällt: Hier möchte ich nicht landen
müssen, das riecht nach sehr langem Fussmarsch!
Leider geht es aber nirgends mehr hoch. Schon bald stehe ich im
Talwind und keine Kante zieht mehr. Langsam sinke ich dem Tal entlang
Richtung Weisstannen. Hier sieht es belebter aus, da nimmt mich bestimmt
jemand mit.
Zum Glück ist dann noch die Transportbahn auf die Alp Valtnov
gut markiert, und so komme ich knapp über die Seile zu einer
hübschen Landewiese.
Vielleicht hätte es mit Speeder gereicht, die nächste
Soaringkante zu erreichen...
16:32
gelandet
Was für ein Flug! Ich kann es kaum fassen: 80km von Engelberg
bis fast Sargans in 4 1/4 Stunden! Wunderschöne Aussicht, spannender
Flug, gute Blauthermik. Fliegerherz, was willst Du mehr!
Bald habe ich zusammengepackt, und das nächste Auto hält auch schon an. Der nette Mann mit Töchterchen nimmt mich bis nach Zürich Hardbrücke mit, wo ich gerade noch die S12 erwische und schon um 19:00 zurück bei Frau und Kindern bin und ein gutes Nachtessen geniessen kann.