Zwei Mal Frühlingsthermik im Prättigau
Do, 4.5.06
Fanas - Klosters - Churfirsten - Rufi
Mittwoch war schönes Wetter, heute Donnerstag ist Hammertagalarm draussen und für die Club-Meisterschaft vom Wochenende sieht das Wetter schon wieder schlechter aus. Darum fällt Werner und mir die Entscheidung, heute nach Fanas zu fahren, nicht sehr schwer.
Wir treffen uns im Zug nach Landquart, fahren weiter nach Schiers und stossen im
Postauto nach Fanas auf weitere Piloten.
Zum Glück habe ich einen Platz auf 11:00 in der
Seilbahn reserviert, sonst müssten wir wohl noch einige Fahrten warten!
Oben ist tatsächlich schon ziemlich viel los, und ich mache
mich nach der obligaten Ovi auf den Weg den Hügel hinauf, um
einen Startplatz ganz für mich alleine zu haben.
Tja, Platz habe ich genug, aber die paar Winddummies, die schon
draussen sind, haben offensichtlich Mühe, Höhe zu machen!
Wolken hat es auch keine. Als einige Farbtupfer zeigen, dass draussen
im Tal schon ein bisschen was geht, bin ich dann auch bereit und
starte um ca 12:30.
Links raus, über die Kante und schon hat mich ein Schlauch! Ich drehe auf 2900m
auf und quere nach Stelserberg. Dort kurve ich im Kessel rum und
werde von der extrem bockigen Thermik gebeutelt. Es hat ziemlich
viel Süd-Ost Wind drin, und hier bin ich wahrscheinlich auch
noch leicht im Lee... Erst nach mehreren Versuchen gelingt es mir,
das Chrüz zu überhöhen. Während zwei andere Schirme
losfliegen, versaufen und nach Küblis ausweichen müssen,
drehe ich weiter bis ich 3000m habe und schaffe so die Querung zum
Saaser Calanda gut.
Aber auch hier: Die Thermik ist eng und bockig, das ganze ist recht
mühselig. Ich bin schon über eine Stunde unterwegs und
habe keine Lust, mich bis zur Fergenhütte durchschütteln
zu lassen und nachher abzusaufen. Darum beschliesse ich, hier schon
umzukehren, um wenigstens zurück zu kommen.
Auf dem Rückweg nach Fanas mache ich Höhe wo's nur geht und komme viel
leichter vorwärts. Ich fliege zusammen mit einem Omega (Michi
F, wie ich später herausfinde), und gemeinsam finden wir die
Schläuche einfacher.
Nach zwei Stunden bin ich zurück in Fanas und kann locker wieder
aufdrehen. Während ich zum Vilan fliege und mich dort hochdrehe,
zieht der Omega weiter zum Falknis. Ist mir recht, wenn der das Rheintal
vor mir in Angriff nimmt, dann sehe ich, ob die am Morgen befürchtete
Föhntendenz zugeschlagen hat und es ihn nach Sankt Gallen spült
:-)
Tut es aber nicht, im Gegenteil! Also ihm nach, beim Falknis noch
schnell auf 3360m rauf und das Rheintal gequert!
Vielleicht, vielleicht klappt es ja doch, was ich mir heute morgen
durch den Kopf habe gehen lassen: Flug den Churfirsten entlang Richtung
Schänis...
Mit Rückenwind - einmal mit 70km/h Ground! - bläst es mich über die
Ebene. Den Gonzen kann ich gleich auslassen und ich komme hoch oben
an die Felswände der Alvier Kette. Die sind perfekt beschienen
- und tragen nicht!
Mir wird etwas mulmig, denn hier auf der schneebedeckten Hochebene
will ich nicht unbedingt versaufen. Keine Ahnung, wie ich da wieder
rausfinden würde! Also ziehe ich raus und schleiche mich über
einer Schlucht davon. Vorne an der Kante blubberts dann wieder zerrissen,
und am Sichelchamm kann ich anständig Höhe machen.
Von jetzt an ist der Flug Genuss pur: Ohne viel Aufwand kann ich die gesamte Churfirsten
Kette abfliegen, immer zwischen 2500 und 3000m. Wahnsinnig, dieser
Anblick!
Weiter geht's im Geradeausflug über den Amdener Kessel.
Hier treffe ich auch meinen Begleiter vom Prättigau wieder.
Zwischen Federispitz und Speer steht dann die erste richtige Wolke
des Tages und will mich nach vier Stunden nochmals gratis an die
Basis ziehen. Dabei muss ich doch jetzt endlich runter! Zu Hause
warten die Kids, die ins Bett gebracht werden wollen, und ich hatte
doch Corinne versprochen, bis dann wieder zurück zu sein...
Am Startplatz Hüsliberg kommen zwei nicht weg und ich über
ihnen kaum runter. Während der Omega in die Ebene raus Richgunt
Rapperswil fliegt, vernichte ich die Höhe auf jede erdenkliche
Art: Sat, Wing-Over, Spirale.
Nach über vier Stunden und 90km hat mich die Erde wieder. Und ein netter Pilot
(Marco, der nicht mehr zum Startplatz hochkam) fährt mich sogar
nach Ziegelbrücke, wo ich schon bald in den Zug nach Hause einsteige.
Ein schöner Tag: Super Flug und am Abend rechtzeitig zu Hause,
um die Kids zu versorgen!
Fr 12.5.06
Prättigau Turbulent
Schon wieder ein Hammertagalarm! Das war nach Stefans Vorankündingung abzusehen, und ich habe schlauerweise gestern meine Arbeitskollegen vorgewarnt. Noch schnell einige Mails abgesetzt, ein SBB Billet nach Schiers ausgedruckt und ab in den Pendlerverkehr mit meinem grossen Sack auf dem Rücken!
Einige Stunden später - ja, es dauert drei Stunden von
Winti nach Fanas mit den ÖV! - fahre ich mit der Seilbahn zur
Sassauna hoch.
Was ich gestern in einem OLC Eintrag und heute morgen in der Zeitung
gelesen habe, bewahrheitet sich: Es hat tatsächlich gelodert
im
Berggasthaus. Die Westseite ist ausgebrannt, es riecht säuerlich verkohlt
und die Besitzer stehen bedrückt auf der Terasse.
Freundlicherweise darf ich die Toilette trotzdem benützen.
Ich wünsche den netten Leuten, dass sie ihr Restaurant bald
wieder in Betrieb nehmen können!
Wiederum sieht's beim Eggli voll aus. Ich bevorzuge die Ruhe, steige den Hang
hoch, wo ich den ganzen Berg für mich alleine habe und mache
mich bereit.
Auch heute scheint es nicht gratis hoch zu gehen. Einige wenige
haben überhöht, mehr aber kratzen tief unten rum. Egal
- bei mir kommen regelmässig Ablösungen vorbei, also starte
ich um 12:00 in so eine raus. Ich lasse mich links Richtung Kante
treiben - der Südwestwind scheint stärker zu sein, als
angesagt!
Das bisschen Hochsteigen zu meinem Startplatz hat sich gelohnt,
ich kann mich über der Kante in der zerrissenen Thermik halten
und Höhe machen. Allerdings versetzt es mich auch ziemlich weit
nach hinten, und so fliege ich bald mal los nach Stelserberg.
Hier suche ich lange auf 1500m rum bis mich ein Schlauch endlich
über 3000 trägt. Viel Begleitung habe ich nicht, ich bin
alleine unterwegs, als ich mich zur Madrisa vorkämpfe.
Von hinten ist der Anflug über die weisse Hochebene zum langen
Grat vor der Madrisa besonders spektakulär. Ich muss aber Vollgas
geben, um gegen die starke Südkomponente des Windes anzukommen.
Hier möchte ich nämlich nicht absaufen!
Eigentlich sollte man heute mit dem Wind nach Nordost losfliegen.
Da ich aber am abend wieder zu Hause sein muss, will ich keinen überlangen
Rückweg riskieren, und versuche deshalb, gegen den Wind nach
Davos zu kommen.
Also - über der Madrisa Basis machen und vollgas zum Gotschna. Das ist aber
bei der Windrichtung und -stärke wohl keine gute Idee. Die Turbulenzen
werden stärker und ich sehe meinen Tattoo aus allen Richtungen
und Lagen um mich herumtanzen. Wie ich die Kiste endlich wieder sauber
am Fliegen habe, gestehe ich meine Niederlage ein und mache mich
zurück zur Madrisa davon - für einmal sogar mit dem Wind.
Der hackige 7m-Hammerschlauch, der mich über der Madrisa Station
empfängt, empfinde ich schon beinahe als angenehm, verglichen
mit dem Geschüttel vorher beim Gotschna :-)
Auf dem Rückweg kämpfe ich wieder mal gegen den Wind, diesmal wohl die
Westkomponente. Dazu kommen jetzt noch Cirren, die die Thermik einbremsen.
Wird wohl nix daraus, heute das Rheintal nochmal zu queren...
So gleite ich gemütlich zurück und lande nach 2h30 und
40km beim Bahnhof Schiers.
Ein netter Pilot, den's auch dort runter gezogen hat, nimmt mich mit nach Landquart.
Zum Glück, denn der Bahnbetrieb dorthin ist wegen eines Lastwagen-in-Fahrleitung
Unfalls unterbrochen, und alle Ersatzbusse sind bis zum Bersten gefüllt!
Ein paar Bier später sitze ich dann im Zug nach Hause. Ausser
einem Delta über dem Falknis und einem über den Churfirsten
sehe ich nix mehr in der Luft. Wahrscheinlich war wirklich nicht
mehr viel los am späten Nachmittag.
Später am Abend, zu Hause am PC, sehe ich dann, dass halb PARAnoia
auch in Fanas war! Ich hätte vielleicht doch schnell zum unteren
Startplatz gehen sollen... Fredy hat übrigens das Richtige gemacht:
130km mit dem Wind nach Nordost!