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Obere Wengi - Chasseral - Montoz

Frühlingsflug im Jura

Fr, 21.4.06
Seit zwei Tagen hält der Frühling endlich Einzug, und schon am Mittwoch und am Donnerstag standen die Kumuli bilderbuchmässig am Himmel. Entsprechende Flüge konnte man zu Hauf im OLC finden! Werner und ich beschliessen deshalb, dem Jura auch mal einen Besuch abzustatten, und Zuppi instruiert mich noch per eMail über die Gepflogenheiten an der Oberen Wengi.
Am späten Morgen lassen wir deshalb Arbeit Arbeit sein, fräsen los und sind eine knappe Stunde später in Matzendorf, wo wir beim Gemeindesaal eine ziemliche Fliegeransammlung vorfinden. Acht Piloten passen in den Shuttle, deshalb sind die wartenden Gleitschirme fein säuberlich zu acht gruppiert. Hm, wenn der Shuttle so 25 Minuten pro Fahrt benötigt, und wir im dritten Haufen sind, werden wir also in etwa einer Stunde oben sein. Geht ja noch, da kann ich in Ruhe mein Sandwich verdrücken und beobachten, wie sich die ersten an die Basis hochkämpfen. Plötzlich aber spült es mich einen Haufen vorwärts und ich darf schon mit der zweiten Fahrt hoch!

Oben angekommen trinke ich meine obligatorische Konsumation in der Beiz und mache mich dann auf zum Startplatz.
Schau an, Zuppi ist auch da! Und noch ein bekanntes Gesicht: Thomas, der dem Tattoo untreu wird und der gestern mit dem Boom Sport einen 126km Testflug von hier aus hingelegt hat. Heute probiert er den Tycoon (und wird wieder einen 120er fliegen!).
Ich mache mich langsam bereit, brauche aber ziemlich Zeit, um mein Zeugs zusammen zu kriegen (Stichwort: Pizzler :)
Irgendwann komme auch ich in die Luft, ziehe links weg und werde sofort angehoben. Ich drehe nach zwei Achten ein und reite den perfekten Schlauch bis an die Basis auf 2350! Zehn Minuten nach dem Start kann ich mich schon davon machen, der zweiten Jurakette entlang gegen Westen. Beim nächsten Schlauch muss ich dann den saugenden Wolken mit Vollgas ziemlich weit nach Süden ausweichen und quere darum gleich beim Weissenstein zur vorderen Kette. Noch zweimal drehe ich ein, dann geht es vom Grenchenberg an delphinierend weiter über den Montoz in Richtung Chasseral.
Ich fliege alleine, wahrscheinlich weil ich schon ziemlich spät dran bin. Ab und zu kommt mir ein Schirm entgegen, einige arme Kerle kratzen weit unten am Hang und ein paar wenige sehe ich vor mir.

Tja, der Chasseral! Eigentlich hätte mir zu denken geben müssen, dass dort alles blau ist, und niemand sich darüber rumtreibt. Aber nachdem ich vor langer (langer!) Zeit unzählige Flüge von diesem Berg gemacht habe, ohne je zu überhöhen (keiner länger als zehn Minuten, der Gleitwinkel der Schirme entsprach etwa der Hangneigung!), kann ich nicht wiederstehen, und will unbedingt meinen Wendepunkt bei der Antenne setzen.
Natürlich wird es immer harziger, ich muss umdrehen und habe Glück, nochmal einen Schlauch zu finden, der mich an die Basis trägt. Leider fliege ich jetzt der immer stabileren Luft nach, und vor mir lösen sich die schönsten Kumuli auf.
Beim Montoz stehe ich dann mit einigen anderen im Gegenwind und werde über der Kuppe in alle Richtungen verblasen. Nur gescheite Thermik hat's nicht mehr! Schliesslich landen wir alle in Tavannes und ich freue mich über einen wunderschönen Frühlingsflug von über zweineinhalb Stunden und 60km.
Vielleicht hät's bei mehr Geduld und besserer Linienwahl für den Rückweg gereicht, aber was soll's! Es war ein genialer Tag und ich habe mich an meinem Schirm pudelwohl gefühlt. Hoffentlich gibt's dieses Jahr noch mehr solche Flüge!

Nachdem Werner offenbar nicht so lange geflogen ist und sich schon auf dem Heimweg befindet, setze ich mich in den Zug und fahre über Biel bequem nach Hause. Dank der anderen 'Gestrandeten' muss ich das noch nicht mal alleine tun.