Sechs PARAnoias in Andalusien
Almunecar 06
Sonntag 19.2.06
Iris, Marcel H, Adrian, Schufi und ich kommen mit viel Gepäck am Flughafen Kloten
zusammen. Schufi ist dabei der einzige, der seinen Plunder wägen
lassen muss: 75.- löhnt er für drei Kilo Übergwicht...
In Malaga holt uns
Andy ab und wir fahren mit seinem Bus nach La Herradura. Leider ist der
Wind zu stark für einen ersten Flug. Nach einem Bier hängen
wir uns an die Kites. Während mein Mini-Ding problemlos zu kontrollieren
ist, hat Haldi mit seinen 3qm mehr Mühe und wird trotz Vollbremse
über den Platz gezogen. Über einer Strassenlampe stoppt
das Teil und donnert auf das Hausdach dahinter. Wir kriegen das Ding
nicht runter und Haldi muss am Ende die Leinen kappen, um wenigstens
Kite und Handles zu retten...
Nach diesem ersten Debakel beziehen wir erst mal unser
Haus: Eine wunderbare Hütte: Studio, zwei Doppelschlafzimmer mit
Bad, unzählige Balkone und sogar einen Pool hat's. (Wer's
auch mal so edel haben will melde sich bei Leoni und Jarda vom
FlyPark)
Wie wir uns vom Staunen erholt haben, gönnen wir uns ein
erstes hervorragendes Essen im Meson Gala. Schon fast nostalgisch
wird's dann bei den 'Palido Colas' in der Stammbar
vom letzten Jahr.
Montag 20.2.06
Es sieht schlecht aus. Viel Wind von Nordwest und in Granada bedeckt. Trotzdem fahren
wir nach Cenes und hoffen! Dabei sind auch Claudia aus Südschweden
und Peter aus CH. Claudia wird diese Woche auch mit Andy mitfahren
und Peter verbringt eh schon den ganzen Winter hier. Am Landeplatz
in Cenes stossen frisch vom Flughafen Beat (bekannt vom letzten Jahr)
und Muck Letsch mit seinem
Luftchraft Team zu uns. Das nenne ich Service: Die drei Luftchräftler
bringen Peter seinen neuen Schirm frisch aus der Schweiz!
Leider ist es aber hier in Granada eher feucht, und so ist heute
nix mit Tücher lüften.
Was tun? Die einen zieht es zurück zur windigen Sonnenseite an der Küste,
während Adrian und ich uns bei 'La Alhambra' absetzen
lassen um diese alten, maurischen Bauwerke zu besichtigen. Die Nasridenpaläste
sind wirklich eine Reise wert! Wenn man diese Steinmetzarbeiten gesehen
hat, überkommt einen ein Gefühl der Ewigkeit...
Mit dem Bus kommen auch wir abends wieder nach Almunecar zurück,
können unsere durchfrorenen Knochen aufwärmen und kriegen
ein gutes Nachtessen. Inzwischen ist noch Bruno mit seinem brandneuen
Mistral angekommen. Himmel und Andre hatte er in den letzten Wochen
in Bewegung gesetzt, um das Tuch noch rechtzeitig zu kriegen! Hoffen
wir auf besseres Wetter, es wäre schade, wenn er die Tüte
ungeöffnet wieder nach Hause nehmen müsste.
Dienstag 21.2.06
Heute morgen scheint die Sonne wieder, aber der Wind, der Wind...
Iris, Marcel und Adrian beschliessen, eine Schluchtenwanderung zu
machen. Wir restlichen (Claudia, Bruno, Schufi, Beat und ich) sind
mit Andy optimistisch und fahren gegen Granada. Tatsächlich
hat's aber dort wieder einen 8/8 Deckel. Bei Padul sieht's
dafür so aus, als ob man soaren könnte. Kaum sind wir dort,
starten oben zwei raus und können sich halten. Also nix wie
rauf!
Oben ist es eisig kalt, auch liegt überall noch Schnee. Zuerst
werfen wir uns in alle Klamotten, die wir auftreiben können
und machen die Schirme bereit. Eine andere Gruppe lässt einen
nach dem anderen raus, die Hälfte davon hat aber im starken
Seitenwind Startabbrüche. Bei uns kommt Claudia gut raus, kann
sich aber nicht halten. Beat verbläst's in die Büsche.
Schufi kommt raus und versäuft auch. Ich kriege den Schirm schön
hoch, merke aber bald, dass der Wind immer mehr von der Seite kommt.
Es spült mich zügig runter und ich muss ziemlich zirkeln,
um nicht verblasen zu werden. Nach einem unfreiwilligen Touch-and-Go
ziehe ich dann auch raus und gehe landen. Nach mir startet erstaunlicherweise
niemand mehr :-) Na ja, wenigstens muss ich nicht die Schotterpiste
im Bus runterholpern.
Cenes scheint auch nicht besser, so wechseln wir wieder die Bergflanke und fahren
nach Tablones. Dort pfeift der Wind mit ca 60km/h und wir gehen auf
einen hübschen Pass etwas essen, ohne die Tücher auszupacken.
Auch in Herradura bietet sich uns später das gleiche Bild: Wind
zu stark.
Nach einem kurzen Sprung in den kalten Pool meinerseits diskutieren
wir 'Plan B': Den Flieger nehmen und irgendwo in eine andere
Gegend jetten? Beim Chinesen und in der Bar fällt uns aber auch
nichts konkretes ein, das bei dieser Wetterlage Erfolg versprechen
würde, und so beschliessen wir, hier das beste aus dem ausgedehnten
Tief zu machen.
Mittwoch 22.2.06
Wir stehen mit wenig Enthusiasmus auf, aber merken bald, dass der Wind heute schwächer
ist. Andy fährt uns auf den Itrabo. Es ist zwar bedeckt und
ziemlich dunkel weiter hinten, doch gegen den Strand müsste
es gehen. Der Wind kommt im Moment sogar leicht von vorne und Claudia
startet mit ihrem Mamboo. An einigen leichten Hebern erkennen wir
sogar etwas Thermik!
Ich kann im Wind gut aufziehen und starten. Auf der gegenüberliegenden
Krete spüre ich was, drehe ein und kann sanft Höhe gewinnen.
So überhöhe ich und bald gesellt sich auch Schufi zu mir.
Beat zieht unten durch und dreht auf dem nächsten Absatz ein.
So fliegen wir sanfte Thermik, bis wir uns auf den Weg zum Strand
machen. Wir kommen hoch an und ich kann noch die Hotels abfliegen.
Nachdem wir gelandet sind, kommt lange niemand mehr. Offenbar ist
Adrian beim Start die Bremse entwischt und er ist mit Rückenwind
ins Gebüsch gesackt. Im folgenden Abwind beginnt für die
anderen das lange Warten, bis sie sich dann auch raushauen können.
Bruno kommt nun endlich zu seinem ersten Flug mit dem seinem Mistral
4. Der Flügel scheint tatsächlich gut zu gehen: Beim Landeanflug
dreht er wunderschön flach und macht einen guten Eindruck. Bruno
kriegt das Grinsen kaum mehr vom Gesicht.
Schliesslich schwebt nach Iris und Haldi Adrian als letzter ein:
Er hat sich lange halten können und die Hotels von hinten überflogen.
(Ziemlich unwegsam, wenn's nicht reicht)
Andy holt uns ab und wir fahren zum Alfamar hoch, weil es von hinten immer schwärzer
wird. Mit Bravour schafft Andys VW Bus die unendliche Steigung bis
zum Startplatz, nur der Gummigeruch erinnert an die Qual, die er
der Karre auferlegt. Die PWs dahinter werden von den Fahrgästen
geschoben!
Ich lege als erster aus und werde beim Aufziehen sofort ausgehebelt.
Mit viel Glück reisst es mich rum und ich fliege!
Schon nach einigen Kehren wird mir klar, dass wir den Wind unterschätzt
haben: Mit der Thermik und den Kaltluftausflüssen von hinten
ergibt sich eine sehr ruppige Mischung. Ich versuche, ein wenig Höhe
zu machen und bewege mich dann mit dem Speeder Richtung nächstem
Rücken. Es bläst aus allen Richtungen und ich traue mich
bei der niedrigen Höhe nur noch Halb-Gas zu fliegen. Die Krete
kann ich nicht überfliegen und ich peile eine kleine Bucht an,
die am Fusse des Tales liegt. Wenigstens kann ich dort drin sanft
landen, zur Freude einiger Camper, die sich da unten tummeln.
Die anderen haben sich beim Anblick meines Jojo-Fluges davon überzeugt,
dass es endgültig nicht mehr fliegbar ist und packen oben zusammen.
Kaum habe auch ich eingepackt, da beginnt es schon zu tröpfeln
und der Wind pfeift aus dem Tal ins Meer raus.
Zum Essen wollen wir uns alle im Casablanca treffen. Leider hat das Lokal am Mittwoch geschlossen, also dann halt im Francisco II. Das ist aber zu klein für 13 Personen, und als wir alle endlich da sind, auch bis auf den letzten Platz besetzt. Weiter zum nächsten... und nächsten... Nach einem Zwischenfall mit Gorky (Gooorkyyyyy, Gooooorkyyyyyy :-) finden wir etwa beim zehnten Restaurant Platz. Der Wirt bemüht sich dafür aber auch ausnehmend freundlich um uns und das Menu für 13 Euronen ist der Hammer! Mhmmm, Seezunge...
Donnerstag 23.2.06
Für Morgen sieht die Vorhersage gut aus, aber für heute nicht sehr viel
versprechend. Wir entscheiden uns für Cenes: am Meer und auf
der Südseite ist der Wind zu unberechenbar.
In Granada sehen wir viel Weiss: Alle umliegenden Hügel sind
schneebedeckt, und die Fahrt zum Startplatz wird dank Schlamm zum
spannenden Unternehmen. Überraschenderweise zieht aber der Wind
von hinten über die Westflanke runter, obwohl die Wolken schön
aus westlicher Richtung ziehen. Adrian bringt die 'Scuol Erklärung'
zum Tragen: Die Thermik reisst weiter unten an der Schneegrenze ab
und zieht kalte Luft von der Sierra Nevada runter. Wird sich das
normalisieren?
Iris steigt zur Krete hoch und meldet auch oben Ostwind. Ich packe
den Schirm und erkunde die Startmöglichkeiten da oben. Perfekt,
eigentlich. Ich warte nur noch, bis die Sonne ein wenig weiter wandert
und die Thermikhänge besser bescheint. Mats Crandal, ein dänischer
Pilot, den wir hier treffen, verkürzt die Wartezeit mit einigen
schönen Bildern, die er vom Adler seiner Schwester Louise geschossen
hat. Offenbar haben sie den Vogel angelernt, mit Gleitschirmen zu
fliegen.
Kurze Zeit später meldet Andy ein neues Wolkenband, und auch Ablösungen am Startplatz. Ich packe meinen Schirm, der inzwischen ostwärts bereit wäre, aber jetzt von hinten angeblasen wird, und lege ihn auf der anderen Seite der Krete aus. Unten sind bereits alle gestartet und Bruno hat seinen Mistral hoch in den Himmel gehängt. Ich kann allerdings nicht viel Höhe machen und am Schluss Kratzen Adrian, Beat und ich noch lange am Hügel herum. Immerhin kriegen alle zwischen dreissig und 45 Minuten Flugzeit.
Zurück an der Küste ist der Wind in La Herradura noch zu stark, aber nach einem Kaffee und Kuchen nimmts merklich ab. Am Startplatz ist es dann schon beinahe zu schwach. Ich bin als erster draussen und kann mich knapp halten. Nach einem Missverständniss um den Vortritt mit Claudia bin ich in den schwachen Verhältnissen aber schnell am Strand unten. Die anderen können sich in immer stärkerem Wind gut halten und werden höher und höher hinauf geblasen. Der schwarze Himmel nötigt bald alle dazu, die Ohren reinzunehmen, um landen zu können.
Heute haben wir schlauerweise im Francisco II reserviert und geniessen ein weiteres erstklassiges Abendessen.
Freitag 24.2.06
Wetter: Viel Wind auf der Südseite, wenig Bewölkung angesagt. Wir fahren
wieder mal nach Cenes de la Vega. Wegen einem Unfall nehmen wir die
Scenic Route durch die Berge bei Otivar, langsam zwar, aber spektakulär!
In Cenes hat's doch tatsächlich wieder Schnee, aber von
den angekündigten '2m Neuschnee' ist's dann doch
sehr weit entfernt!
Wir gehen über den Grat hoch zum Südstartplatz, wo gerade
zwei rausstarten. Der erste erwischt einen Schlauch bis an die Basis,
der zweite versenkt sich in einer Flaute im Lee und muss ins Seitental
runter.
Ich erwische es besser und komme auch sofort hoch. Adrian und Claudia
kommen nach, die anderen machen sich auf zum Weststartplatz. Nur
Beat harrt noch lange aus: Nach einer halben Stunde überfliege
ich ihn, und er hofft immer noch auf eine Ablösung.
Wir fliegen bis zum abwinken - oder abfrieren! Diejenigen, die wie Andy (in den Jeans!)
auf 2100 hochkommen, müssen sich immer wieder runterkämpfen
zum Aufwärmen. Es macht unheimlich viel Spass, im starken Wind
die Thermiken auszudrehen oder vor dem Gelände hin und her zu
soaren.
Ich erwische es beim kratzen einmal zu tief und muss das Fahrwerk
ausfahren. Nach der Zwischenlandung schwebe ich dann zum Landeplatz,
wo Andy alle wieder hochfährt, die nicht oben reingelandet sind.
Der Wind ist inzwischen noch stärker geworden am Startplatz,
ca 25km/h. Das Schirm-Auslegen wird zur Kunst, dafür beamt es
jeden sofort rauf! Wir fliegen nochmals über eine Stunde, wobei
Adrian, Schufi und ich immer wieder beim Startplatz Touch-and-Go
üben. Es ist wirklich cool, stationär einen Meter über
dem Boden zu schweben und mit jemanden zu plaudern, um dann die Kappe
wieder wegzuziehen für den nächsten Anflug!
Nach viel Spass landen wir gerade, als die Sonne sich hinter der
Krete verabschiedet. Das war endlich ein gelungener Flugtag!
Im Casablanca kriegen wir diesmal schöne Doraden und Tellergrosse Entrecotes.
Der Absacker zieht sich bis in die frühen Morgenstunden rein.
Was machen die Spanier eigentlich bis 01:30h? Erst ab dann beginnt
sich die Bar nämlich zu füllen, und als wir um 03:00 heimwärts
zum Casa del Sol ziehen, herrscht richtig Hochbetrieb.
Samstag 25.2.06
Heute hat es im Landesinneren Wolken, aber in La Herradura müsste der sich der
Wind noch in Grenzen halten. Auf den Abend ist dann eine Front angesagt.
Während Adrian und ich am Startplatz schon ausgelegt warten,
verschlechtert sich die Situation leider und das Meer sieht langsam
zu starkwindig aus. Mit viel Hilfe packen wir die Schirme wieder
zusammen und gehen an den Strand in die Sonne liegen oder Kaffee
trinken.
Nach ausgiebiger Siesta, wobei der Himmel sich immer mehr verdüstert,
fahren wir trotzdem nochmal hinauf, und siehe da, einige sind schon
in der Luft! Schnell hauen auch wir uns raus und können eine
halbe Stunde in der feinsten Meerbrise über den Villen soaren.
Der aufkommende Regen zwingt uns dann zum runter wing-overn und schnell-packen.
Das Essen heute abend ist mehr als üppig: Die Vorspeisen alleine hätten
locker ausgereicht! Guter Wein und feines Fleisch und Fisch lassen
uns alle ein wenig übersättigt zurück.
Heute ist in Almunecar Carneval, und entsprechend sind alle Bars
voll. Später ziehen wir in einen Club in La Herradura, wo eine
hervorragende Jazz Band spielt. In Etappen kommen dann alle irgendwann
ins Bett, die letzten mit ein wenig mehr Mühe halt...
(Spanische Tipps: Hütet Euch vor Regenschirmen und: Nicht alle
Autos mit Licht auf dem Dach sind Taxis! Bei einigen hat's auch
Uniformierte drin :-)
Sonntag 26.2.06
Weil es die ganze Nacht regnet, stehen wir heute spät auf. Immer noch zu früh,
für die letzten von gestern.
Mehr oder weniger fit erfahren wir, dass der Wind bis auf 60 km/h
zunehmen soll und planen alternative Programme. Die einen besuchen
Tropfsteinhöhlen, die anderen geniessen die Sonne (und den Wind)
oder sitzen beim Kaffee. Am Nachmittag besuchen wir eine hübsche,
windgepeitschte Bucht, wo wir einmal mehr sehr gut essen.
Später trocknen auch alle ihre Schirme noch vom gestrigen Regenschauer,
nur Adrians durfte gestern schon im Bett übernachten und hat
das natürlich nicht mehr nötig.
Zum Abschluss verköstigen wir uns mal bei einem Inder. Was
soll man sagen: Auch sehr gut! Wenn auch das Wetter in dieser Woche
nicht mitgespielt hat, kulinarisch sind wir auf unsere Kosten gekommen.
Montag 27.2.06
Tja, wir PARAnoias müssen heute heim fliegen. Ziemlich übel, weil das Wetter endlich mal perfekt aussieht. Wie wir im Jet von Malaga Richtung Granada donnern, können wir über Cenes die schönsten Kumuli stehen sehen, und stellen uns vor, wie die zurückgebliebenen jetzt darunter hängen, so alleine, ohne uns...
Marcel Bucher, am 9.März 2006