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SAT mit Urs Haari

Akro Basics Kurs

11./12.Juni 05

Mit einem neuen Schirm tut ein Sicherheitstraining immer gut. Da kommt das Angebot von Urs Haari's High Adventure gerade gelegen: Ein Acro-Basics Kurs!
Auf dem Programm steht nach den üblichen Sachen wie Klapper, Stalls und Vrillen nämlich noch der SAT, ein Manöver das mich schon lange reizt.

Sa 11.Juni 05

So trifft sich am Samstagmorgen in Beckenried ein munteres Trüppchen von neun Leuten, und Urs erklärt uns den Ablauf des Kurses.
Am Anfang sollen wir uns mit Wingover, Aufschaukeln und symmetrischen Frontklappern etwas warmfliegen, danach sind beschleunigte Klapper mit Halten und Gegendrehen angesagt, zum Schluss stehen noch Full Stalls, Vrillen und Fly-Backs an. Der Sonntag steht dann ganz im Zeichen des SAT.
Wir besichtigen den Landeplatz, dann checkt Urs unsere Ausrüstung - Sitz und Notschirm werden genauestens geprüft - und wir kriegen Schwimmwesten und Funk mit Ohrhörern.
Für den Fall einer Wasserung hält sich Guido mit dem Motorboot bereit. Im Gegensatz zu der grossen deutschen Gruppe nebenan möchten wir diese Option aber eher aussen vor lassen...

Munter begeben wir uns auf die Bahn zur Klewenalp. Heute könnte - allen Voraussagen zum Trotz - sogar das Wetter mitspielen!
Am Startplatz flattert uns der Magen zwar schon ein wenig, aber am Anfang steht ja noch nichts Grobes auf dem Programm. So rüsten wir uns aus, verpacken die Funkis einigermassen wasserdicht und gehen unsere Moves nochmals geistig durch, während Roland, der Funkkontakt mit Urs hält, uns einzeln raus dirigiert.

Erster Aufwärmflug - zum abkühlen???

Perfekte Startbedingungen: Leichter Wind von vorne, ich ziehe rückwärts auf, kontrolliere den Schirm und geiere raus. Während dem langen Flug bis zum Seeufer kann ich nochmals das Geplante revue passieren lassen, dann übernimmt mich Urs und geht noch mal alles mit mir durch.
Weit im See draussen beginne ich dann, den Flügel in Wingovers zu schaukeln. Das geht ohne Bremsen schon sehr zügig: Der Tattoo ist sehr wendig und mein uraltes Vonblom Magic, dem ich nach dem ersten Flug vor zehn Jahren oder so sofort die Kreuzverstrebungen entfernt habe, ist wohl das wackligste Gurtzeug aller Zeiten...
Urs ist zufrieden und meint, ich solle jetzt die Bremsen noch dazu nehmen. Gerne! Aber jetzt wird's sofort sehr hoch. Ich stütze die Aussenseite nicht genug und plötzlich geht alles sehr schnell: Der Schirm befindet sich schräg unten und vor mir und entlastet leicht auf der oberen Seite. Das Tuch klappt ungefähr 40% ein und hängt sich in die Leinen, worauf der Schirm vor mir blitzschnell weg twistet.
Wie ich kurz wieder unter den Schirm komme, bin ich zweimal eingetwistet und die Post geht gehörig ab: Die Kiste spiralt asymmetrisch runter, immer noch ist das Tuch halb eingeklappt. Über den Twist kann ich nicht steuern und versuche deshalb, die Tragegurten auseinander zu drücken, um mich vielleicht austwisten zu können. Keine Chance. Erstens hänge ich sehr schräg drin und zweitens bauen sich ziemliche G-Kräfte auf, die mich rumschleudern.
Immerhin scheine ich durch mein rumgeturne die Seiten verschieden zu belasten. Auf jeden Fall holt der Schirm im richtigen Moment unheimlich Schwung und brettert senkrecht unter mir durch - ein astreiner Looping! Ich habe dabei noch nicht mal Angst, ins Tuch zu fallen, so viel Speed ist im System.
Jetzt kommt auch die erwartete Meldung von Urs, langsam an den Notschirm zu denken. Mit meiner rechten Hand komme ich nicht zum Frontcontainer, also schnell mit der linken zugepackt und raus! Sofort öffnet mein - ähem, dreizehnjähriges - Seidenlümpchen, stoppt alles und ich baumle ruhig ge'n See.
Nicht mal mehr den Schirm kann ich einholen, der Twist blockiert immer noch alles.

Pflatsch! Mit dem gesamten Karsumpel - Overall, Pullover, Bergschuhe (wasserdicht, hä?), Helm, Funk und zum Glück Schwimmweste - treibe ich inmitten meiner Schirme auf dem Vierwaldstättersee. Ich befinde mich wegen dem Airbag des Gurtzeuges in etwas unangenehmer Schräglage und warte auf das Boot. Nicht zu viel bewegen, hat Urs beim Briefing angewiesen, sonst verheddere man sich sofort in den absinkenen Leinen. Ruhe bewahren, also.
Guido ist bald da und kann meinen Tattoo ins Boot hieven. Mhmmm, gefällt mir nicht, dass ich den Speeder einseitig nicht abhängen musste! Der ist wohl gerissen...
Ich habe schon mehr Mühe, rauszukommen. Mit dem gefüllten Airbag werde ich bei jeder Leiterstufe schwerer! Also zuerst aus dem Gurtzeug, alles auf und entleeren. Dann den Notschirm einziehen (Dank an Dich, du alte Rundkappe, für Deinen letzten Dienst!), den Innencontainer holen und die Fahrt zurück geniessen.

Schirm entheddern, zum trockenen auslegen, Leinen prüfen: Alles gut, ausser der Speeder, der ist tatsächlich vom Tragegurt gerissen.
Die wirklich schlechte Nachricht aber ist, dass mein ganzer Stunt nicht auf Video ist! Bei den geplant laschen ersten Flügen wurde noch nicht gefilmt... Damned, mein einziger Loop im Leben und keine Doku!
In weiser Voraussicht habe ich im Auto meine soeben von einem Klubkameraden erworbene Gebraucht-Rundkappe dabei. Die wird jetzt schnell in Urs' Prana-Demo-Gurtzeug montiert und so bin ich trotz dem Malheur schon bald wieder startbereit. Nur die patschnassen Schuhe und Handschuhe erinnern noch an meine kleine Abkühlung.

Zweiter Flug - same same but better!

Urs' Auftrag - gleiches Programm, diesmal ohne Bad - ist auch ganz in meinem Sinne :-)
Hoch mit der Bahn und wieder bei besten Verhältnissen raus - einige drehen über der Klewenalp doch tatsächlich mehrere hundert Meter auf! Die Kollegen, die inzwischen ein, zwei Flüge mehr haben, lassen mich grosszügig vor, und diesmal klappt beim Flug alles bestens.
Mit viel Höhe fliege ich saubere Wingover und nicke um die Querachse, nur beschleunigte Frontklapper kann ich ohne Beschleuniger beim besten Willen nicht mehr fliegen! Unter Urs' Anleitung schaukle ich die Kiste dafür so heftig auf, dass das Tuch beim Vorschiessen horizontal vor mir auch schön deftig einrollt.

Dritter Flug - Klapper und Stalls

Beim dritten Flug kriege ich mein Programm für heute doch noch durch, vor allem auch, weil die beschleunigten Klapper wegfallen. Grosse, gehaltene Klapper, bei denen ich das Tuch zuerst 360° weg drehen lasse, stabilisiert man beim Tattoo am besten mit viel Gewichtsverlagerung. Nimmt man zuviel Bremse dazu, wird's steil und dynamisch. Mit Reinhängen lässt sich die Drehung aber locker bremsen und in Gegenrichtung rum fliegen.
Die zwei Stalls - wickeln, bremsen, überziehen und halten - schlagen ziemlich stark. Die Stabilisierungsphase, wo sich dann auch ein schöner Fly-Back ausbildet, ist beim Tattoo gewickelt wohl ziemlich hoch, und ich halte ihn zu tief.

Pilotenabend

Das De-briefing ist beendet, mein Hotel bezogen und das Wetter hält! Urs hat Würste, Brot, Chips und Bier organisiert und Guido, der Bootsführer, hält am Seeufer schon ein prasselndes Feuer im Gang.
So lassen wir den Tag in bester Stimmung und mit viel Fliegerlatein gemütlich ausklingen.

So 12.Juni 05

Wird das Wetter wohl besser? Im Moment tröpfelt's, und rund rum sieht's übel aus. Wir sind Optimisten und hoffen auf Aufhellungen.
SAT Briefing. Urs erklärt uns nochmals genauestens alle Aspekte der Figur und wir veruchen, uns die Abläufe zu verinnerlichen: Innenseite wickeln, Aussentraggurte wegstemmen und Arm blockieren, mit wenig Bremse der Kurve nachhelfen und warten, bis der Schirm wirklich Fahrt aufnimmt und auf die Nase geht. In dem Moment das Abdrehen des Schirms mit viel Bremse verstärken, so dass die Kappe überdreht und wir rückwärts auf dem Arm gestützt dem Schirm entgegendrehen! Mal schauen.

Trotz leichtem Regen fahren wir hoch zur Klewen und beschliessen, keine Memmen zu sein. Wir werden erhört, der Regen gibt ab und sogar der Abwind legt sich. Also schnell bereit gemacht und das Fenster ausgenützt!
Tatsächlich wird das Wetter wider Erwarten immer besser und ich kann den ganzen Tag bei guten Bedingungen starten.

Vierter Flug - Mein erster SAT!

Heute haue ich mich als erster raus. Konzentration; nochmals und nochmals gehe ich alles durch, dann ist es soweit. Weit über dem See führt mich Urs am Funk ins Manöver, ich ziehe rechts rein, dann ruft er: "Jetzt durchziehen!" genau in dem Moment, wo der Schirm sich reinzubeissen beginnt, ziehe ich nach, und schon fliege ich rückwärts, die Kappe gemächlich vor mir im Karussellspiel, stabil und ohne Flattern! Genial, das Gefühl, und ziemlich einfach, mit dem Tattoo.
Beim Ausleiten verbringe ich viel Zeit in der Spirale. Ich muss mich erst daran gewöhnen, mit mehr Bremse zu fliegen, jetzt wo ich nicht mehr an meinem Wackel-Magic hänge.
Gleich nochmals. Wieder komme ich super in den SAT und geniesse die relativ sanfte Achterbahn, leite aber schneller aus. Der See kommt ja doch auch schon näher.
Whoa, ist das geil! Ich hab's geschafft, der SAT ist mein! Hoffentlich wecke ich niemanden mit meinem Gejauchze über Beckenried :-)

Fünfter Flug - SAT selbstständig

Diesmal werde ich die SATs selbständig einleiten. Ich erwische den Zeitpunk beide Male optimal und kann wieder zwei schöne, lange SAT fliegen. Dabei verstelle ich sogar den Neigungswinkel mit Nachziehen und -drücken. Cool!

Sechster Flug - SAT links rum

Jetzt mal links rum, das geht sogar noch besser! Offenbar habe ich rechts noch mehr Saft zum rausdrücken. Die zwei linken SATs sind auf jeden Fall noch ruhiger und schöner, als der rechte, der im Anschluss ein wenig flattert.

Siebter Flug - Vrillen, SAT und Abriss

Ich wünsche mir einige Vrillen für den letzten Flug, und kann das Manöver zweimal üben. Aus dem Langsamflug lasse ich die eine Seite gehen und überziehe die andere. Wichtig ist dabei, den Körper schön eng zu halten und mitzudrehen, sonst kann's twisten! Zum Ausleiten nehme ich den Flügel in die Stabiphase und lasse ihn dann wieder anfahren.
Das Üben kommt sehr gelegen, denn beim anschliessenden SAT penne ich und ziehe ihn viel zu früh rein - er reisst ab! Kein Problem: Stabiphase, ausleiten und gleich nochmals.
Jetzt konzentriere ich mich besser und entsprechend gibts noch einen schönen SAT zum Abschluss.

The End

Der Kurs hielt, was er versprach! Alle Teilnehmer haben viel über ihre Schirme gelernt und erst noch den SAT neu in der Trickkiste. Einer konnte zum Schluss seinen Epsi helikoptern, andere haben mit XS Grössen und speziellen Akroschirmen experimentiert, wo alles etwas dynamischer abgeht. Dank meinem Tattoo hatte ich das aber nicht nötig, die Kiste ist schliesslich dynamisch genug!
Ein dickes Lob gebührt Urs Haari, der den Kurs sehr kompetent, professionell und trotzdem höchst kollegial und unkompliziert durchgeführt hat. Wir fühlten uns alle sehr gut aufgehoben! Wie schnell ich nach meiner unfreiwillgen Wasserung wieder in die Luft kam und mein Programm durchziehen konnte, war Beispielhaft dafür.
Sein Kurs erfüllt ideal das Bedürfnis von fortgeschrittenen Piloten, die wieder mal ins Sicherheitstraining möchten, aber dabei auch etwas neues erlernen wollen. Sehr empfehlenswert!
Danke auch an Guido. Ich war zwar der einzige, der in den Genuss einer Bootsfahrt auf dem See kam, aber ich denke, alle waren froh, dass er nicht häufiger zum Einsatz kam - so konnt er uns dafür filmen.

Erst nachdem nun alles aufgeräumt, besprochen, ausgetrunken und aufgegessen ist, kann sich auch das Wetter nicht mehr länger zurückhalten und es beginnt, wie aus Kübeln zu giessen. Hat alles perfekt gepasst, an diesem Wochenende!