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PARAnoia in Leukerbad, Fr 13.8. - So 16.8.<br>

Club SM 04

Eigentlich sollte die Club SM ja schon im März stattfinden. Leider mussten die Organisatoren - das Para-Team Leukerbad - den Anlass wegen schlechtem Wetter immer wieder verschieben.
Im August sah es ein bisschen besser aus, und die SM wurde angesagt. Aber auch diesmal war uns der Wettergott nicht wirklich hold, und so wurde der Freitag schon früh gestrichen und als Ersatztag der Montag dazu genommen, der dann leider auch keinen Task brachte.

Freitag, 13.8.

Trotz für den Samstag nicht gerade viel versprechender Vorhersagen finden sich fünf wackere PARAnoianer am Freitag abend in Leukerbad ein, um unseren Club zu an der diesjährigen Club Schweizermeisterschaften im Gleitschirmfliegen zu vertreten: Roland Herzog, Alex Huber, André Bussmann, Alfredo Studer und Marcel Bucher. Wir können hübsche Zimmer im Hotel Alpina beziehen, mitten im Dorf (und genau neben den Kirchglocken!) gelegen.

André, Fredy und ich kommen gerade noch rechtzeitig zum Einschreiben und wir können unsere GPS laden und das üppige Teilnahme-Paket entgegen nehmen: Abo für die Torrentbahn, Gutscheine für den Pilotenabend, Eintritte ins Burgerbad, Bojenkarten, T-Shirts und sogar Sonnencreme gegen allfällige Strahlenbelastung.
Da wir zu fünft angereist aber nur vier Flieger pro Lauf startberechtigt sind, müssen wir einem dreiköpfigen Klub noch einen Satz abkaufen. Zum Glück sind unsere Streckenflug-Cracks allgemein bekannt, was Verhandlungen immer erleichtert!

Nachdem sich auch Roland und Alex eingefunden haben und wir alle verpflegt sind (danke für die Überstunden an den Koch im Alpina!) lassen wir den Abend im nächsten Pub mit einigen Iisvögeln ausklingen.

Samstag, 14.8.

Nach herzhaftem Frühstück am Samstagmorgen begeben wir uns an den Landeplatz, um noch die letzten GPS Geräte laden zu lassen. Schon bald ist aber klar, dass auch heute kein Task geflogen werden kann: Zu stark bläst der Nordwestwind, um eine sinnvolle Aufgabe stellen zu können.
Dafür gibts am Landeplatz flaschenweise Wein zu gewinnen, doch die meisten, die versuchen, landend den Heuballen-Zapfen zu treffen, scheitern kläglich. WIR sind da VIEL besser: verbal legen wir unzählige Punktlandungen hin! (In der Praxis will dann aber doch niemand so recht ran :-)

So verbringt jeder den Tag auf seine Weise: Roland fährt mit dem Bike zur Torrent, Alex geht rennen, André und Fredy frischen alte Bekanntschaften auf und knüpfen neue und ich bewundere am Startplatz die Acroprofis beim Starkwind fliegen und nützte die Gelegenheit für einen Flug ins Tal.

Gegen Abend treffen wir uns im Burgerbad, um für den bevorstehenden Pilotenabend auf der Torrent Energie zu tanken.
Ja der Pilotenabend! Die Organisatoren übertreffen alle Erwartungen. Bei bester Stimmung können sich etwa 150 Leute bei Speis, Trank und Musik vergnügen. Zum Apero wird Champagner gereicht; bei riesigem Salatbuffet und köstlichem Schinken im Brotteig werden alle satt. Alle? Nein, da gibt es noch den einen, der sich einen zweiten Dessert ergaunert, auf dass er am nächsten Tag etwas weniger Wasserbalast mitnehmen müsse :-)
Wie wir dann mit der letzten Gondel gegen Mitternacht wieder im Dorf ankommen, überfällt einige die Müdigkeit, und andere der Durst, so dass das 'Chinchilla' auch heute abend zu Einnahmen kommt...

Sonntag, 15.8.

Endlich einigermassen schönes Wetter! Ok, die Basis ist noch etwas tief (etwa im Dorf unten) aber um 11:00 soll das Briefing auf der Torrent stattfinden.
Doch beim Morgenessen kommt die Hiobsbotschaft: Einige bekannte Streckenflieger sind auf dem Weg nach Fiesch, und André und Fredy fürchten um ihre OLC/CCC Medaillen Plätze! Zum Glück sind wir zu fünft hier, so können sich die beiden ohne schlechtes Gewissen aufmachen, ihre Punkte zu verteidigen. Jetzt müssen Roli, Alex und ich halt die Kartoffeln aus dem Feuer holen.
Schnell noch meine Nachmeldung beim Rennbüro platzieren ("Ah, der Fredy isch wohl ab nach Fiesch, gell?") und dann rauf auf die Torrent!

Didi Grichting und Martin Scheel führen das Briefing durch. Das Wetter ist nicht genial, auf Startplatzhöhe hält sich eine Inversion. Trotzdem wird ein Race über 5 Bojen von knapp 50km angesagt. "Machbar für nicht-Profis, anspruchsvoll für Vollgaspiloten" - wenn nur die Inversion nicht wäre...
Martin nimmt sich Zeit, uns Greenhorns Konzepte wie den 'Big Zylinder' Start näherzubringen, und schon bald sind alle GPS konfiguriert, die Blasen geleert, die Wassersäcke gefüllt und wir gehen zu den Startplätzen.

Richtig eilig hat es niemand, es sieht noch nicht sehr thermisch aus. Nach und nach begeben sich einige Cracks in die Lüfte aber sogar sie können sich nur mühsam halten. Da das Rennen aber um 13:30 eröffnet ist und bis 14:00 auch der letzte in der Luft sein muss, müssen wohl oder übel alle raus.
Auf dem taktisch besseren aber wegen leichtem Seitenwind anspruchsvolleren Startplatz bekommen wir wüste Szenen zu sehen: Hochleister, die x Mal auf die Nase fallen, Starts unter der Seilbahn durch und sogar die Bahre wird gebraucht.

Wir bevorzugen den ruhigeren West Startplatz und kommen auch alle drei gut weg.
Über die erste Krete gehts noch gut, aber beim nächsten Hügel bin ich schon sehr tief. Aber jedesmal wenn ich mich in der schwachen Thermik ein wenig hoch arbeite, verliere ich die Höhe im Getümmel der Schirme schnell wieder. Auch diejenigen, die schon lange hier drehen, kommen nicht viel höher, und so gehe ich auf's ganze und fliege halt tief weiter.
Oberhalb von Leuk beim verbrannten Wald kann ich wieder ein wenig Höhe tanken, um Richtung erste Boje bei Jeizinen zu fliegen. Alle sind tief, die ersten spülts schon ins Wallis runter, Alex und Roland habe ich aus den Augen verloren.
Mit wenig Höhe - ich kann den Kirchenspitz begrüssen - kurve ich schnell einmal um die Seilbahnstation und hoffe, dass das GPS einen Punkt bei der Boje aufgezeichnet hat.

Der Weg Wallis abwärts Richtung Aminona wird noch viel schwieriger. Wegen der geringen Arbeitshöhe stehen bald einmal dutzende von Gleitschirmen im Talwind und kommen kaum noch vorwärts. Mir ergeht es nicht besser und ich suche mir eine hübsche, schon bevölkerte Wiese irgendwo zwischen Leuk und Turtmann zum Landen aus. Mit mir steht alle vier Piloten vom 'Vol Libero Ticino' am Boden, weiter vorne und hinten weitere Piloten, darunter leider auch Roland.
Alex sorgt für den einzigen Lichtblick, schafft er doch nicht nur Aminona sondern auch noch Boje Nummer drei bei den Parabolspiegeln von Leuk. Zurück nach Leukerbad kommt aber auch er nicht, trotz mehreren Versuchen. Schlussendlich erreichen ganze sieben Piloten von 130 gestarteten das Ziel und brauchen dafür zwischen drei und vier Stunden!

Roland und ich werden vom Rückholerbus eingesammelt und wir erreichen den Landeplatz in Leukerbad per Postauto, wo auch Alex wieder zu uns stösst.
Nach einem kurzen Imbiss machen Roland und ich uns auf den Heimweg, Alex und unsere beiden Streckenflieger - die in Fiesch immerhin fast 100km geflogen sind - werden noch eine Nacht bleiben.
Wegen zunehmender Föhntendenz wird aber am Montag kein Task mehr angesetzt.

Fazit

Am Schluss bleibt dem PARAnoia Team der 22. Rang von 37 teilnehmenden Clubs. Nicht gerade rosig, aber es hat uns Spass gemacht!
Wir konnten alle mal Wettkampfluft schnuppern, Toppiloten bewundern, ein neues Fluggebiet kennen lernen, alte Bekannte wieder sehen und neue dazu gewinnen.

Ein grosses Dankeschön gebührt den Organisatoren und allen Helfern und Sponsoren. Vom Wetterpech verfolgt haben sie nie aufgesteckt und eine mustergültige Club SM auf die Beine gestellt!
In vielen Gesprächen durfte ich hier in Leukerbad sehr aufgestellte und hilfsbereite Leute kennen lernen, deren Begeisterung und Einsatzbereitschaft für diese Club SM die schönsten Seiten von unserem Sport aufzeigen!

Marcel Bucher, am 21.August 2004