Eine unglaubliche Flugwoche
Fiesch 03
2003-08-03 So
Nachdem ich die Kids zu den Grosseltern gebracht habe, darf auch
ich nach Fiesch! Auf Kühboden schnappe ich mir ein Sandwich
und treffe die anderen PARAnoias beim Startplatz Heimat. Galvera
ist von der Schweizermeisterschaft belegt.
Starte gut, habe aber die Kamera nicht dabei. Drehe schnell übers
Eggishorn. Bruno und Haldi kommen lange nicht weg. Quere nach Bellwald
und fliege das Goms hinauf bis kurz vors Siedelhorn. Bruno und Haldi
versaufen bei Bellwald.
Fliege zurück, kriege immer mehr Kopfschmerzen und mir wird
schlecht. Eigentlich wollte ich ja das Wallis runter, aber ich mag
nicht mehr. Von Villa Cassell quere ich tief ans Breithorn und drehe
schnell hoch. 20 Piloten sonnen sich oben. Hole noch den nächsten
Gipfel Richtung Goms und spirale mich dann zum Landeplatz.
3:25h, 3700müM, 67km und 100 Punkte (mein Rekord)!
2003-08-04 Mo
Nach dem Morgenessen gehts wieder hoch. Starte diesmal früher.
Komme wieder perfekt weg und hoch, habe Kamera dabei, dafür
Speeder links nicht eingehängt. Nach drei Anläufen klappts
mit einhängen. Bruno und Haldi machen wieder lange rum, ich
quere schon mal und fliege das Goms rauf. Die beiden kommen hinterher.
Diesmal fliege ich etwas weiter hoch, aber immer sehr tief. Muss
ins Goms raus Höhe machen.
Auf dem Rückweg treffe ich Bruno wieder. Haldi versenkt sich
währenddessen. Hole Bruno beim Eggishorn ein, aber er fliegt
ins Tal raus. Ich gehe zur Villa Cassell. Die Wolken gefallen mir
nicht, überall Überentwicklungen! Quere noch den Gletscher,
drehe auf 3800 auf, aber dann wirds mir zu mulmig: Es geht nur noch
hinauf! Voll Gas und mit eingelegten Ohren brettere ich nach Fiesch
zurück und komme kaum runter.
Tatsächlich bin ich nicht der einzige: Die meisten kommen mit
Ohren angedonnert. Kurz darauf regnet es auch leicht. Es wäre
vielleicht noch gegangen, aber ich bin froh, dass ich unten bin!
3:40h, 3800müM, 70km und 120 Punkte. Schon wieder ein Rekord für mich!
2003-08-05 Di
Morgenessen, 9:30 hoch. Ovi, Banane, mache mich schnell bereit.
Bruno, Peter und ich wollen heute zuerst das Wallis hinunter.
Starte um 11:00, drehe übers Eggishorn und fliege mit Bruno
Richtung Villa Cassell. Peter ist schon früher los. Ich finde
Thermik über der Villa Cassell und drehe an die Basis. Bruno
brettert auf Kretenhöhe los und versenkt sich prompt im Tal.
Er geht nach Brig landen. Haldi kommt auch hinterher, ihm ist es
aber dann zu sportlich, und er kehrt um.
Ich quere, und arbeite mich Krete für Krete zum Lötschental.
Ich bin fast alleine, da alle anderen zuerst zum Siedelhorn fliegen.
Es lohnt sich, immer bis zur Basis aufzudrehen! Der Anschluss ist
dann jeweils auf der nächsten Krete einfacher... Auf halbem
Weg kommt mir Peter entgegen. Er wird noch das Goms rauf fliegen
und sich beim Siedelhorn versenken.
Mein GPS meldet Batterienotstand. Nicht jetzt bitte! Auf dem Rückweg
stellt es dann tatsächlich ab. Immer wieder werde ich es nach
einigen Minuten einschalten, aber es ist extrem mühsam!
Im Süden gibt es ziemliche Überentwicklungen, und auf dem
Rückweg sehe ich über dem Eggishorn eine ziemlich üble
Wolke. Weil diese wieder zerfällt, fliege ich weiter.
Zur Villa Cassell zurück geht es einfach, aber dann versenke
ich mich auf der Bettmeralp. Vor der Galvera finde ich nichts, erst
vor der Heimat ein wenig. Ich beobachte einen Rettungshelikopter
auf der Fiescheralp: Offenbar ist einer mit einem Verhänger
vor Dani durch bis in den Boden spiralt...
Ich finde nix und fliege langsam den Landeplatz an. Mitten im Tal
geht ein Pfupf ab, und ich kann bis vors Eggishorn drehen. Ich quere
nach Bellwald und werde dort von einem Megahammer empfangen: 10m/s.
Ohne eindrehen brettere ich das Goms bis nach Münster, dort
kehre ich um, drehe einmal ein und brettere zurück.
Vom Unterwallis her sieht es langsam bedenklich aus! Über Bellwald
werde ich nochmals zerlegt und von da an geht es mit eingeklappten
Ohren und Vollgas zum Landeplatz.
Trotz aller Varioaussetzer kann ich den Flug werten:
4 1/2 Stunden, 3650 müM, 81km und 142 Punkte! Wieder ein Rekord...
2003-08-06 Mi
Heute mache ich einen Erholungstag. Ich lasse mir Zeit, nehme mir
nichts vor. Die letzten drei Flüge haben mich gefordert. Bruno,
Haldi und ich beschliessen, eine Photosession über dem Eggishorn
zu machen.
Ich starte erst, als alle anderen PARAnoias schon weg sind. Einmal
über dem Startplatz kann ich in einem Schlauch bis an die Basis
über dem Eggishorn auf 3900m aufdrehen! Hier warte ich auf Bruno,
aber der ist wieder mal zu ungeduldig und will ohne Höhe nach
Bellwald queren. Er und Haldi landen bald in Fiesch.
Ich quere mit viel Höhe und komme sehr hoch über Bellwald
an. Dort sehe ich einen Delta im Hang weit oben stehen. Der kann
das Ding nicht da rauf getragen haben! Entweder ist er reingecrasht
oder er dort oben gelandet. Ich versuche, zu ihm runter zu kommen,
und muss dabei gegen massive Thermik ankämpfen. Irgendwann bin
ich in Rufdistanz: Der Typ ist gesund und offenbar absichtlich dort...
Das gibt den Ausschlag: Heute gehe ich baden!
Ich drehe auf 3600 hoch, bis ich Willis vielgerühmte Badi in
Reckingen sehe. Dann vollgas los und runter. Ich lande vor der Lawinenschneise
bei Reckingen auf einem alten Militärbau.
1h30, 3900müM.
Packen und ab in die Badi! Kurz darauf tauchen auch noch Schufi,
Martin und Willi auf.
2003-08-07 Do
Bin mit den ersten um 10:00 am Startplatz. Es hat starken Seitenwind
und kaum Thermik. Peter und Martin machen sich zu einem Tandemflug
bereit, Andre will auf Strecke. Nach Peter und Martin bin ich der
erste, der raus geht. Leider finde ich kaum Thermik. Ich kämpfe
aber bis zu unterst und kenne nachher jede Alphütte und fast
jeden Baumwipfel. Lande bei Null Wind.
Nach dem Packen fahre ich nochmals hoch und sitze in ein Restaurant.
Nachdem alle anderen flugwilligen PARAnoias gestartet sind, kommen
auch Bruno und Haldi und wir essen etwas. Der Wind wird immer stärker,
am Landeplatz unten kommen sie kaum noch vorwärts. Ich entscheide
mich gegen einen Flug und wir fahren mit der Bahn wieder runter.
Im Spunten bei einem Bier treffen wir fast alle wieder: Roland war
auf 4800m!
2003-08-08 Fr
Bin bereit für einen guten Flug! Bruno und Haldi reisen ab,
ich stehe früh am Startplatz. Leider ist wieder viel Bise angesagt.
Entscheide mich für einen kurzen Flug, weil es Thermisch wahrscheinlich
nicht so toll wird. Gehe als einer der ersten PARAnoianer raus und
kann super bis 3600 aufdrehen. Fliege über den Aletschgletscher
und kämpfe mich auf 4000m rauf! Juhee, mein 4000er ist geschaft!
Ich komme noch auf 4125 oder so rauf, dann fliege ich zum Startplatz
und schaffe es, im vierten Anlauf reinzulanden. Kurze Pause, dann
mache ich mich für den Runterflug bereit. Allerdings muss ich
lange warten, bis sich ein Lüftchen regt. Dann starte ich und
kann die feine Thermik vor dem Startplatz noch zum überhöhen
ausnützen. Alles ist abgeschattet, so spirale ich runter und
lande.
2003-08-09 Sa
Wieder früh rauf, starte aber erst um 11:30. Es hat viel Wind
angesagt. Komme gut weg, brauche aber länger, um das Eggishorn
zu überhöhen. Die Bise versetzt einem immer wieder weit
weg. Quere dann hoch nach Bellwald. Dort ist auch alles zerrissen,
aber es geht bis auf 3800 hoch. Leider komme ich gegen den Wind kaum
vorwärts ins Goms. Bald entschliesse ich mich zur Umkehr. Hoch
komme ich wieder zum Eggishorn und kann dann auf über 4200m
raufdrehen. Ich fliege mit dem Wind weit im Gebirge zum Nesthorn.
Wie ich umkehre, versenkt es mich über dem Stausee ins Lee der
Villa Cassell. Mühsam kämpfe ich mich über den Grat
hoch. Dort geht es dann dafür Hammermässig auf 4400m hoch!
Ich will im Gleitflug zum Breithorn und dann zurück nach Fiesch.
Allerdings ist dies alles gegen den Wind... Voll im Speeder sinke
ich dem Breithorn entgegen. Kurz davor habe ich gerade noch 3000m,
und das reicht nicht mal bis nach Fiesch zurück. Vor Fiesch
hat es zum Glück unter dem Wald einige grosse gemähte Wiesen,
und ich kann locker reinlanden.
2h30, 45km, 80 Punkte, 4400müM
Ein kurzer Marsch bringt mich zurück zum Hotel. Wieder ist liegen
im Garten angesagt. Dank dem starken Wind ist es angenehm kühl.
2003-08-10 So
Wieder haben wir strahlendes Wetter, wenig Nordwind ist noch angesagt,
also schnell rauf auf Kühboden!
Am Startplatz packen plötzlich alle Flugschüler hastig
zusammen und verschwinden. Roli Herzog kommt auch ganz bedrückt
hoch: Offenbar ist ein Flugschüler beim Landeplatz in den Wald
spiralt...
Trotzdem machen wir uns bereit für einen längeren Flug.
Dani, Ich und Peter mit dem Tandem wollen einen 100er probieren:
Siedelhorn retour, Torrenthorn retour.
Ich komme gut weg, allerdings gehts etwas harzig rauf. Schnell mal
fliege ich vors Eggishorn, um dort Höhe zu machen. Das geht
auch ganz gut, aber plötzlich zerlegt es mir die Kiste! Ob das
wohl ein Rotor vom Nordwind war, der sich weit über die Krete
vom Berg vorgelagert hat? Ich bin wieder mal froh um meinen 1-2er,
weil der sich doch sehr schnell wieder erholt, und ich dabei nicht
viel an Höhe verliere. Sehr vorsichtig suche ich den Schlauch
wieder und kann bald schon auf 3700 hochdrehen. Dani kämpft
weiter unten, Peter mit dem Biplace ist auch in der Nähe.
Ich quere nach Bellwald und bin bald wieder an der Basis. Sehr hoch
fliege ich das Goms hinauf. Vier Kreten vor dem Siedelhorn bin ich
auf 4200! Leider ist ab hier fertig mit der Thermik und ich fliege
im Gleitflug zum Siedelhorn. Dort komme ich zwar auf 3600 an, aber
sobald ich kehrt mache, beginnt es, mich ins Goms runterzuspülen!
Zum Glück habe ich so viel Höhe, so komme ich im Sinkflug
immerhin noch über einige Kreten. Weit unten über der Krete
bei Münster finde ich zerrissene Thermik. Ich komme mir vor
wie im Vollwaschgang: Mein Schirm grüsst mich von allen Seiten!
Ich kämpfe mich hoch, und ab 3500 geht es wieder schön
ruhig weiter. Wieder kann ich über 4000 drehen und erreiche
problemlos Bellwald. Zurück am Eggihorn bin ich immer noch über
3000, finde aber dort nichts und auch über dem Bettmerhorn ist
es tot.
Etwas südlich fliegt ein anderer Schirm, und als der über
der Bettmeralp einen Schlauch findet, schliesse ich mich dankbar
an. Über Villa Casell geht es wieder ein bischen hoch und ich
kann bequem queren und wieder Basis machen. So komme ich sehr hoch
Richtung Lötschental, aber dort geht nichts mehr. Gegen einen
starken Nordwestwind sinke ich dem Tal entgegen und versaufe dort
in leichtem Regen. Ich muss umkehren und werde mit einem Affentempo
über die nächsten paar Kreten Richtung Brig geblasen.
Oberhalb von Brig finde ich feinste Thermik und versuche mitzunehmen,
was geht. Vor der Bettmeralp bin ich aber so tief, dass ich beschliesse,
meine letzte Chance an der Westflanke des Fülhorns zu packen.
Das müsste eigentlich gehen: es ist über Brig gut beschienen
und der Talwind müsste mich auch noch raufspülen.
Leider komme ich so tief an, dass ich nur noch sehr knapp über
die Hochspannungsleitungen komme. Meter für Meter kämpfe
ich mich am Wald hoch, doch es reicht nicht: Ich muss mir in Termen
neben der Simplonpassstrasse eine schöne Landewiese suchen.
Heiss! Schon beim Landeanflug werde ich beinahe gekocht. Nach der
Landung muss ich mir sofort alles vom Leib reissen, hier unten ist
es bedeutend heisser als auf 4000m!
4h 10', 90km, 155 Punkte, 4300müM, Rekord!
Nach einem kleinen Fussmarsch erreiche ich einen Weiler, und kurz
darauf kommt tatsächlich ein Postauto, dass mich an den Bahnhof
Brig bringt. Von dort nehme ich den Zug und treffe Dani im Hotel
Park. Nach einer Dusche und viel zu trinken fahren Dani und ich über
Grimsel und Brünig nach Hause
Ein schöner Abschluss einer super Flugwoche!