Fliegen und Fun von Cali bis Medellin
2018 war ein herausragendes Flugjahr: das schönes Wetter im Sommer
und oft gute Streckenflugbedingungen liessen auch mich über
hundert Stunden unter meinem Explorer unterwegs sein. Entsprechend
war auch meine XC Ausbeute gut - viele Hunnis, darunter mein bisher länster mit 170km :) .
Gegen Ende Jahr, nach den letzten Hike&Fly's, begann ich
dann langsam an Entzugserscheinungen zu leiden.
(You know that you're going cold turkey for Skycrack when "Paragliding" dominates "Hot Chicks" in your Youtube search history %-)
Als darum eine Mail von FlyWithAndy rein kam, dass es noch freie Plätze auf einigen ihrer Reisen
hätte, war ich angefixt. Zudem hatte sich Peter J von unseren
PARAnoianern auch schon für
zwei Wochen Kolumbien mit Verena und Tini angemeldet.
Zeit? Check. Flug? Check. Erlaubnis? Check.
Geplant ist, in zwei Wochen von Cali nach Medellin zu reisen und
unterwegs jeweils einige Tage in verschiedenen Fluggebieten im Valle
de Cauca Station zu machen.
Ok, dann noch notfallmässig den Schirm trimmen (danke Patrick!),
eine Gopro erstehen und ab auf den Flieger.
Colombia, mi destino!
Das Valle de Cauca liegt zwischen den westlichen und östlichen Kordilleren, den kolumbianischen Ausläufern der Anden. Die Infrastruktur mit Strassen und Dörfern ist gut, es ist eine intensiv landwirtschaftlich genutzte Fläche - überall wird Zuckerrohr angebaut. Fluggebiete hat es auf beiden Seiten des Tales. Auf der Westseite gibt es die Besonderheit, dass jeweils im Verlauf des Nachmittags der Meerwind von der 50-100km entfernten Pazifikküste durchbricht und die Berge überspült. Darum fliegt man meist bald mal raus ins Flachland und auf die andere Seite des Tales. Bonus für uns: Flachlandfliegen üben!
Im folgenden findet Ihr ein Reisetagebuch und Fotos dieses Flugtripps. Zudem hatte ich jeden Abend versucht, die Eindrücke des Tages in einem kleinen Filmchen festzuhalten. Dabei verarbeitete ich Fotos und Gopro Schnipsel auf dem Telefon. Am Anfang war ich skeptisch, aber mit der Zeit fand ich es erstaunlich, was man mit diesen 'einfachen' Mitteln unterwegs hinkriegen kann. Die letzten Videos sind definitiv besser als die ersten :)
Hier geht's zur Playlist der Videologs.
Und jetzt viel Spass beim Lesen!
Die Protagonisten
Verena, La Jefa
Tini, hier zu Hause
José, el conductor
Peter der glückliche Rentner
Fabio, Partyanimal
Gerd von Südschweden
Res, wie ein Uhrwerk
PJ kanns noch
Don Pedro de Medellin
Jonas, Vielflieger
Me myself and I
12.1.19 Samstag - Flug nach Cali
Die doch sehr lange Reise nach Cali verläuft unspektakulär.
Um 6:00 Wintizeit los, um Mitternacht im Resort La Mellicera in Santa
Elena, nahe dem Fluggebiet Piedechinche an.
In Cali holen uns Verena, Pedro und Jose vom Flughafen ab. Bis alle
Schäfchen angekommen sind dauerts noch einige Zeit, und dank
Zeitverschiebung sind wir doch ziemlich müde. Viel geschlafen
habe ich während der Flüge nach Frankfurt, Panama und Cali
nicht.
Egal, hauptsache alle Schirme sind da!
Als wir dann unsere Zimmer bezogen haben ist darum wirklich Schlafenszeit für uns. Die Samstagabendparty, die bis Sonntagmorgen dauert, stört mich dank Ohrenpfropen nicht so sehr, während andere deswegen kaum schlafen können.
13.1.19 Sonntag - Erster Flug in Piedechinche
Verena und Tini
Einigermassen ausgeschlafen begutachte ich die Anlage im Tageslicht,
bevor es auch schon Morgenessen mit frischen Früchten gibt.
Gleich darauf führen Verena und Tini für uns ein Briefing
durch, um uns die kolumbianischen Besonderheiten des Fliegens näher
bringen, z.B. nicht im hohen Zuckerrohr zu landen :)
Der kurze Regenguss währenddessen stört uns nicht, wir
können es einfach etwa gemütlicher nehmen heute morgen.
Wir kriegen noch coole Tourshirts, Simkarten und einen Tracker.
Kurz darauf ist auch mein Schirm von der Reisepackung erlöst
und wir fahren los. Zuerst nach Santa Elena, um noch was kleines
einzukaufen und unsere Simkarten zu laden. Bald ist unsere ganze
Gruppe online in Whatsapp. Schnell noch eine Empanada beim Strassenverkäufer
geholt, dann geht's los zum Fluggebiet.
Beim Landeplatz scheint ein Volksfest im Gange zu sein. Offenbar gibts
hier ein Denkmal, und entsprechend haben sich dutzende Verkäufer
mit kleinen Ständen hier eingerichtet. Die Auffahrt ist im oberen
Steil ziemlich holprig - wir steigen auf den Jeep um.
Beim Startplatz herrscht bedrückte Stimmung. Offenbar gab es
kurz vorher einen Unfall. Ein Pilot war nicht angegurtet und ist
von hoch oben runtergefallen. Ich will gar nicht mehr wissen...
Nach einem weiteren kurzen Briefing zum Fluggebiet bin ich bald startklar
und fliege als erster unserer Gruppe los. Gute Wahl, später
wird's offenbar immer zäher.
Ich kann etwas Höhe machen, und fliege schon bald los Richtung
Nord - auch um der leichten Überentwicklung draussen zu entkommen.
Den Hügeln entlang quere ich einige Rippen, mache Höhe
und beschliesse, nicht mehr weiter unter den an den Bergen liegenden
schwarzen Wolken zu fliegen, sondern raus nach Ginebra abzuzweigen.
Zusammen mit einem Chilli (Georg von der deutschen Gruppe) fliege
ich ins Flache. Leider schattet alles immer mehr ab, und die Wolke
über dem Städtchen zieht nicht mehr.
Etwas weiter nördlich hat es noch ein wenig Sonne - tatsächlich
kann ich langsam wieder etwas Höhe gewinnen. Ganz zurück
reicht es leider nicht mehr, und ich lande auf einem abgebrannten
Zuckerrohrfeld an der Strasse zu Santa Elena.
Ich bin kaum gelandet, da hält schon ein Señor mit Motorrad,
hilft mir zusammenzupacken und fährt mich ins Dorf! Yeah - der
obligate Motorrad-Rückholer am ersten Tag schon erfüllt
:)
Peter trifft auch ein und einige Biere später gehen wir zurück
zur Unterkunft, nicht ohne auf dem Weg beim Superjugo Rast zu machen.
Baden, schwatzen, Filmchen editieren, und schon geht's zum Fleischrestaurant,
wo wir Monsterstücke von der Kuh verspeisen.
Alles in allem ein hübscher erster Tag in Kolumbien :)
14.1.19 Montag - Mehr Flachland
Wegen dem Unfall gestern ist der Hauptstartplatz gesperrt, und wir
fahren zu einem weiter südlich gelegenen hoch. Auch hier: Super
Startplatz mit Finca und Infrastruktur. Es hat wegen dem engen Tal
viel Wind, aber alle kommen gut weg.
Ich kann schnell Höhe machen und fliege Richtung Norden. Weiter
den Hügeln entlang will ich aber nicht, so geht's mal raus
ins Flache. Vor Santa Elena bin ich dann das erste Mal tief. Viel
Geduld und gebastel ist gefragt. Ich bin nicht der einzige, wir können
uns zusammen über dem Dorf raufkämpfen.
Ich fliege mal zurück zum Startplatz und komme dort auch wieder
hoch. Mit mehr Höhe wieder raus, über Santa Elena und zum
nächsten Dorf. Inzwischen hat's hier wieder Sonne, und so
geht's jetzt gut hoch. Mit viel Höhe fliege ich nach Ginebra,
und komme dort von tief unten wieder rauf. Einem grossen Schwarm
Urubus sei dank, Uuuuurrrrruuuuubuuuuuu! (Die Vögel denken ich
spinne :)
Jeztz steigt es mir fast zu viel: da entwickelt sich eine über-fette
Wolke im dem Tal. Mit Vollgas zurück zu unserem Dorf und runterspiralt.
Ein schöner Landeplatz erwartet mich gleich neben der Finka.
Zu spät sehe ich, dass das Grundstück vollständig
und sehr hoch eingezäunt ist, da hat's sogar einen alten
Wachturm. Früher stand hier bestimmt kein Zuckerrohr!
Zum Glück hat's Leute hier, und der kleine Jamuel kommt
mit dem Schlüssel, um mir das Tor zur Strasse aufzumachen. Zum
Dank kriegt er einige Pesos, mit denen er strahlend zu Mama zurück
radelt :)
Am Abend fahren wir ins Dorf und verpflegen uns von den Strassenständen:
Chorizo Würste und gefüllte Maisfladen. Kosten: 20 sFr
- für neun Personen!!!
Ausklingen tut der Abend in einem anderen Lokal: Es gibt Papayasaft
mit Rum, und das nicht zu knapp. Wir schlafen früh und gut :)
15.1.19 Dienstag - Mehr Sonne
Heute ist es am Morgen blau uns schon bald sehr warm. Nach dem Morgenessen stehen die Kumuli bereit, aber es dauert, bis wir los können - der Jeep hat einen Platten. Zeit für einen Mangosaft im Dorf.
Heute nehmen wir den hinteren, oberen Startplatz, über 2000m hoch.
Das Ziel ist nach Norden zu fliegen, dann vielleicht bei Costa Rica
ins Flache und zurück.
Nach dem Start fliege ich mal lange geradeaus, aber die Bedingungen
sind noch nicht Hammer. Also einen Gang zurück schalten und
von tief wieder aufdrehen.
Dann geht's besser. Eine schöne Wolkenstrasse führt
ins Flache. Erst bei der Zuckerfabrik und der grossen Antenne ist
wieder viel Arbeit angesagt. Mit viel Höhe fliege ich mit Jonas
zurück, aber bei Ginebra geht heute nichts. Trotz viel Zeit
und Höhe finden wir keinen Anschluss und landen im Acker bei
Verena und Fabio. Cooler Flug, heute ging's bis 2500 müM.
Bald kommen Jose, Pedro und Tini mit Peter und vor allem Bier im
Bus um uns abzuholen :)
Peter J hat es besser gemacht und ist noch in den Süden und wieder zurück gekommen.
Zum Nachtessen organisieren Trini, Verena und Lucho ein BBQ. Unmengen Fleisch! ...und etwas Bier und Rum :)
16.1.19 Mittwoch - Destination Roldanillo
Heute nehmen wir Abschied von der Finca La Mellicera in Santa Elena
und ziehen um in eine Residenz in La Union, in der Nähe von
Roldanillo. Das Ziel wäre darum heute, fliegend möglichst
weit nach Norden zu kommen.
Alles ist gepackt und bereit, nur leider will das Wetter nicht: in
den Bergen regnet es und die Wolken hängen tief vor unseren
Startplätzen. Wir haben Geduld, und können tatsächlich
zum ersten Startplatz hoch. Eigentlich ist er ja noch gesperrt, aber
mit Beziehungen kriegt man hier auch mal eine Ausnahme :)
Nur das Wetter - es sieht nicht nach viel Streckenflug aus. Die ersten
versaufen dann auch.
Unsere zwei Gruppen macht es besser: die meisten kommen nach dem
Start erst mal hoch. Nach und nach streifen wir aber immer mehr Piloten
ab, bis nur noch ein halbes Dutzend übrig sind. Zäh kämpfen
wir uns weiter, langsam aber stetig.
Peter, Rupert, Georg und Lucho versuchen es weit hinten, in den tiefen
Tälern. Ich bleibe vorne und suche mir lieber halb aktive Wolken
unter der nun geschlossenen Zirrendecke. Die drei anderen werden
denn auch mehr oder weniger tief vorgespült und müssen
teilweise landen oder kehren um.
Übrig bleiben die drei alten Säcke: Peter am Zeno, Rupert
am Triton und ich am Explorer. Dank Geduld habe ich immer noch am
meisten Höhe, aber bei Sonso hilft auch das nicht mehr viel.
Während die anderen zwei landen, versuche ich noch weiter zu
kommen, aber der Nordwid und die mittlerweile tote Luft lassen auch
mich umkehren. Weit wär's nicht mehr gengangen, dann lieber
bei den anderen landen.
Nicht schlecht, was wir noch aus dem Tag geholt haben, immerhin sind
alle anderen abgesoffen :-)
Wir gehen runter zum Dorf und warten beim Bier aus dem Dorfladen auf
José mit dem Bus, der uns als letzte auch noch aufsammelt und
nach Roldanillo bringt. Dort gibt's Fisch zum Nachtessen, bevor
wir uns zur Finca de la Vid begeben.
Wow - ein riesiges Anwesen mit dutzenden von Zimmern, Innenhof, offener
Küche und viel Platz. Mein Zimmer hat vier Betten für mich
alleine! Nur das WLAN Passwort weiss niemand :)
17.1.19 Donnerstag - Gaggle Flying
In der Nacht wurde das WLAN PW aufgespürt und der Film des gestrigen
Tages konnte hochgeladen werden, yeah!
Es folgt ein gutes Frühstück am grossen Tisch in der offenen
Residenz. Offenbar hatte das Anwesen einem Drogenbaron gehört,
dem das Gefängnis nicht so gut bekam. Nun vermietet der Staat
es unter anderem für Hochzeiten - und Touris wie uns :)
Die Auffahrt zum Startplatz Los Tanques nehmen wir früh in Angriff,
sie dauert sehr lange über schwierige Strassen.
Der Startplatz ist gut und typisch für Kolumbien schön
begrünt.
Wir können aufdrehen und fliegen nach Norden nach La Union.
Dann drehe ich nach Osten weg ins Flache, komme tatsächlich
gut über den Cauca und finde Anschluss auf der anderen Seite
über den Hügeln. Nun folgen einige Stunden Flachlandfliegen
vom feinsten!
Bald mal finde ich mich mitten im Wettkampfpulk der Landesmeisterschaften wieder: Mit duzenden Sicheln kann ich effizient aufdrehen und weiterfliegen. Die nehmen mir nicht mal viel ab, sie sind nur ein wenig schneller. Aber aufpassen muss man! Es ist manchmal eng im Bart.
Dann drehen aber alle ab und fliegen zurück nach Norden, und ich
bin wieder alleine unterwegs. Es geht nach Zarzal, Bugalagranda,
Andalucia bis nach Tulua. Dort wird es aber sehr schwach, oben ziehen
dicke Zirren vorbei.
Auf dem Rückweg gegen den leichten Nord und bei schwacher Thermik
muss ich einen Gang zurückschalten und auch feine Schläuche
mitnehmen.
Jetzt gesellen sich Res und Peter zu mir, und wir surfen gemeinsam
weiter. Ich habe mehr Glück als die anderen - während sie
tief suchen kriege ich einen Hammerbart an die Basis und kann bis
Zarazal hoch fliegen. Die Basis steigt auf 2700 müM. Verena
funkt was, was nicht vollständig duchrkommt. Es wäre "bleibt
auf der Ostseite, es hat zu viel Wind hier" gewesen...
Das merke ich dann auch, als ich zurück nach Roldanillo über
den Cauca will: Oben geht's, aber je tiefer ich komme, desto
mehr stehe ich im Gegenwind. Am Schluss bläst es mit über
40, und ich muss auf einen alternativen Landeplatz, wo ich im Gas
runter muss und den Schirm kaum bändigen kann.
Dafür habe ich nicht weit zur Brücke und werde schon von
den Rückholern erwartet.
Es war ein Hammerflug, 4:35h, 83km Dreieck :)
In Roldanillo gibt's eine Landerunde im Palacio des Jugos. So günstig
kam ich für vier Personen noch nie weg: inklusive Empanadas
20k Pesos = 6 CHF.
Heute abend kochen wir in der Finca selber: Pasta mit Sugo, zur Vorspeise
Empanadas.
18.1.19 Freitag - Bad Day? Noooooo!
Das Wetter sieht bescheiden aus, viele Wolken, keine Sonne, tiefe Basis.
Nach dem reichhaltigen Frühstück mit seltsamen Früchten
(noch nie gesehen, noch nie gehört, aber gut!) lassen wir uns
Zeit, fahren aber dann trotzdem zum Startplatz. Wahrscheinlich gibt's
nur einen Abgleiter...
Als wir bereit sind, hat es einige Vögel die steigen. Vielleicht
geht ja doch was? Mindestens heim nach La Union wäre das Ziel.
Doch es sollte besser kommen.
Ich kann an der ersten Rippe Höhe machen und folge der Ridge
bis in die grobe Leethermik vor dem Dorf. Dann probieren wir es draussen.
Tatsächlich können einige von uns über der letzten
Rippe mit der Antenne noch ein wenig aufdrehen, und ab geht's
in Flache.
Gemeinsam finden wir einige schwache Schläuche und queren über
den Fluss nach La Victoria. Da gibt es verschiedene Linien - einige
führen zum Landen.
Ich nehme die nächste Wolke und kann aufdrehen. Auch Res kommt
hoch und wir fliegen gemeinsam nach Obando. Das uns Verena verfolgt
bekomme ich nicht mit :)
In Obando müssen wir zuerst etwas suchen, aber bald können
wir uns auf den Rückweg machen. Gegen Süden ist alles blau,
und wir beschliessen zurück nach La Union zu fliegen, wo wir
in einem Feld mit unerwartetem, feinem Gebüsch landen.
Schirm rauspulen, packen und im Dorf verpflegen. Dann zurück
zur Finca und ab in den Poooool!
Am Abend essen wir an einem Strassenstand in Roldanillo fette Haburguesas.
Darauf noch einen Drink an der lokalen In-Bar.
Müde!
19.1.19 Samstag - 76 km FAI
Wetter gut, frühstücken und los auf den Tanque.
Heute sind wir nicht alleine: einige Gruppen sind am Startplatz,
aber wir können uns gut bereit machen und dank Starthilfe von
Verena und Tini bin ich sofort draussen und kann gleich vor dem Startplatz
aufdrehen. Das Ziel heute wäre bei Roldanillo ins Flache zu
fliegen. Na dann mal los!
Tatsächlich geht es im Talkessel von Rolda noch gut an die Basis.
Weiter draussen beim Cauca finde ich wieder einen Schlauch und werde
von Peter eingeholt. Gemeinsam fliegen wir rüber nach Zarzal
in die Foothills, Richtung Süd.
Etwas weiter unten wird's knapp. Peter surft eine Krete entlang,
aber ich bin tiefer und muss mich in einigen minimalen Blasen zu
halten versuchen. Während Peter vorne immer tiefer kommt, und
schlussendlich landen muss, komme ich wieder hoch und kann endlich
Basis machen.
Ich drehe um und fliege alleine zurück nach Norden. Das läuft
ziemlich gut! Unterwegs kreuze ich einmal den Wettkampfpulk und treffe
Peter M an der Basis. Wow, cool Peter!
Bei Obando kehre ich ein weiteres Mal und fliege über's
Flache zurück Richtung La Union. Eigentlich will ich schon landen,
da trägt's mich von zuunterst nach zuoberst: 2600m über
La Union.
Ich nutze die Höhe und schliesse das Dreieck, bevor ich mich
zurückblasen lasse, viel Höhe vernichten muss, und bei
Starkwind lande. Dabei werde ich neben dem Feld in einen Graben gezogen
- autsch.
Auch Res landet bei mir. Wir gehen zum Kreisel und trinken ein Landebier,
bis wir von José im vollgepackten Rückholer aufgegabelt
werden.
76 km FAI, 4.5 h :)
Am Abend essen wir in Rolda. Peter und ich laden unsere Girls in die Churrasceria ein. Nachher gibt's noch einen Schlummi auf dem Dorfplatz.
20.1.19 Sonntag - Ansermanuevo
Heute fahren wir an einen neuen Ort: Ansermanuevo, weiter nördlich, an der gleichen, westlichen Kordillere. Das ist ein kleineres, wilderes Dörfchen. Mindestens macht es auf den ersten Blick diesen Eindruck. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Sonntag ist. Alle sind auf den Beinen, in den Strassen und im Park, und Alkohol ist mancherorts auch schon reichlich geflossen.
Unsere Finca befindet sich oben auf dem Berg, unweit des Startplatzes.
Die Auffahrt geschieht mit alten, schön erhaltenen Willys Jeeps,
entweder auf der Kühlerhaube oder dem Dach sitzend, oder irgendwo
stehend und sich an der Struktur festhaltend.
Die Finca ist der Hammer: Wunderschön gelegen, hübsch gemacht,
Pool mit Aussicht, Billard, the works.
Der Startplatz ist kolumbianisch typisch: Ein Golfrasen mit Restaurant und Anmeldung und am Sonntag mit vielen Zuschauern. Vielleicht liegts auch noch daran, dass der lokale Gleitschirmclub einen Wettbewerb durchführt.
Als wir starten ist alles abgeschattet. Trotzdem kann ich gleich über
dem Startplatz Höhe machen und quere mit Peter das Dorf an die
Foothills. Bis dort kommt kein Lüftchen von unten und wir sind
tief an der kleinen Ridge. Ich muss abbiegen und suche einen Landeplatz.
Zuunterst in den Hügelchen, mehr oder weniger beim Landekreis,
lupft es ein wenig und ich packe das feine Händchen aus. Tatsächlich
kann ich mich langsam wieder hoch arbeiten. Auch Peter muss dort
unten ran. Bald bin ich über der Ridge und soare sie ein wenig
ab. Es ist aber mühsam und sehr langsam. Irgendwann habe ich
genung vom Leegeschüttel und fliege zu einem anderen Schirm,
der über einem Feld im Flachen kreist. Dort geht es dann tatsächlich
endlich richtig hoch.
Ich quere die Ebene nacht Toro, wo ich lange nach Höhe suche.
Schliesslich kehre ich und komme mit einem langen Gleitflug zurück.
Ganz bis zum Dorf reicht es nicht. Am Schluss lande ich dort, wo
wir nach der Querung schon mal fast am Boden standen.
2.5h, 40km
Bald holen mich Pedro und José ab, und wir holen noch Res und Jonas. Zurück im Dorf gönnen wir uns Chorizos bevor es Jeep surfend zur Finca hoch geht.
Pool, Bier, Essen, Aguardiente, Maracuia con Ron, Billard und den Tag
ausklingen lassen beim Mondfinsternis beobachten.
That's the life!
21.1.19 Montag - Landekids!
Die Matratzen hier sind eigentlich keine, aber na ja, Sprung in den
Pool, wach.
Hier haben wir mehr Zeit am Morgen, schliesslich ist der Startplatz
in der Nähe. Ausgiebig frühstücken, wie immer mit
Rührei++ und vielen Früchten.
Gegen zwölf fahren wir zum Startplatz. Es hat auch heute einige
Leute, vor allem seltsame Franzosen die mit ihren Hochleistern nicht
starten können. (Bezeichnend dass später einer von den
Startproblematikern einen Retterabgang im Lee der Chiquita-Ridge
hatte.)
Besonders gut sieht es nicht aus, viele Schirme tummeln sich vor
dem Startplatz. Aber das heisst ja nicht viel - manchmal eiern halt
alle um die Thermik. Darum mache ich mich schnell bereit und starte
als einziger von uns schon mal raus. Am Anfang zäh, aber bald
habe ich den Schlauch an die Basis - nicht lange alleine. Dafür
bin ich dann sehr alleine als ich die Querung zur ersten Ridge mache.
Die anderen wollen wohl noch nicht. Na ja, bleibt mehr Platz für
mich. Dafür muss ich halt länger suchen, aber ich kenne
die Ecke ja seit gestern und bin bald über der Ridge und finde
vorne Anschluss.
Der Pulk hat jetzt auch gequert, inklusive Res und Jonas, aber die
sind alle weit hinten und tief. So beschliesse ich, selber ins Flache
zu fliegen.
Zuerst ist es schwierig, aber beim Fluss finde ich dank den Urubus
Thermik, und später über einem Feld hinter der Zuckerrohrfabrik
auch wieder. So schaffe ich es durch das blaue Loch bis Obando, juppie!
Die anderen sind immer noch nirgends, dann halt alleine weiter, vorbei
an San Victoria nach Zarzal. Jetzt hat's einige Piloten in der
Luft. Manchmal ist es einfacher, manchmal schwieriger. Südlich
von Zarzal bei La Paila bin ich unentschlossen - in die Hügel
oder nicht? Und so verbastle ich mir viel Höhe und muss bald
in La Paille landen.
Beim letzten Kratzen über dem Dorf sehen mich Kids, die mir rufend
durch die Gassen nachrennen und sich freuen, als ich es nicht höher
schaffe. Sie kraxeln durch das Flüsschen und treffen ein, sobald
ich gelandet bin.
Tausend Fragen prasseln auf mich ein und wir haben alle einen Riesenspass
mit Gurtzeug, Helm und Kamerademo. Dann lostsen sich mich durch den
Zaun, alten Schienen nach über zwei Eisenbahnbrücken mit
fragwürdigen Bohlen, zu einem Wurf Welpen - ¿tu quieres
un? - und durchs Dorf - wo wir auf ein Gruppenfoto müssen -
raus zur Strasse.
Ich muss ihnen halb versprechen, dass ich morgen vielleicht wieder
bei ihnen landen werde, oder zumindest einer meiner Kollegen vobeischicken
würde!
Auf mich wartet schon der Bus, mit dem wir Peter, Pedro (mit einem
neuen persönlichen Rekord!) und Res aufsammeln, ehe wir mit
allen anderen zurück nach Ansermanuevo fahren.
Hoch mit dem Willys, Pool, Aguardiente, Essen mit Chorizzo, Maracuiasaft
und Rum - mhmmm.
22.1.19 Dienstag - Blue Day
Heute ist sehr heiss. Blauer Himmel, wenig Thermik.
Nach dem Frühstück fahren wir hoch, beeilen uns aber nicht.
Trotzdem starte ich dann in eine absolut tote Phase und muss bald
mit allen anderen landen - Geduld ist nicht so meins am Startplatz.
Peter macht es dann besser und macht einen weiten Flug.
Sehr staubig geht's mit dem Jeep nochmals zum Startplatz hoch, und dieses Mal halte ich mich mit viel Mühe oben. Irgendwann kann ich dann sogar zur Chiquita Ridge queren und arbeite mich langsam bis ans Ende. Ich schaffe es sogar zurück und lande am offiziellen Platz, wo die Packkids meine Methode zum Schirmfalten lernen müssen.
Nach einem Besuch beim Barbier in Ansermanuevo fahren wir zum Essen
nach Cartago. Am Dorfplatz dort kann man grosse Warane und Eichhörnchen
beobachten, umringt ist er von einer Zillion Kaffeeständen mit
wunderschönen Boilern.
Das sagenhafte Fleischrestaurant 'Brasas y Leños' hält
mit riesigen und leckeren Stücken - Chateaubriand! - dann auch,
was es verspricht.
Nochmals Jeep, dann endlich Staub abduschen und baden.
Hätte da nur nicht jemand im Verlaufe des Tages meine Speicherkarte aus dem Tablet geklaut!?!? Sehr seltsam... :( :( :(
23.1.19 Mittwoch - In die Berge
Heute nehmen wir Abschied von unserer schönen Finca. Wir fahren
mit den Jeeps runter - Staub getankt - und mit dem Bus weiter das
Tal runter in die Berge.
Es ist eine lange Fahrt bis ins Fluggebiet von La Merced. Hier dominieren
nicht mehr die Zuckerrohrfelder sondern die Kaffee- und Bananenplantagen.
Der Startplatz liegt hoch über dem Cauca auf 1850müM, und
wir starten in die Hausthermik für einen lokalen Flug. Im Blauen
trägts bis 3000m, und der Landeplatz am Fluss ist gerade mal
auf 700m.
Einmal toplanden, dann runter und in einem Nebenflüsschen bei
den Goldschürfstellen abkühlen.
Weiter geht die Fahrt nach La Pintada. Unterwegs essen wir in einem typischen Road-Side-Restaurant an der Panamericana. Übernachten im Hotel - nachdem PJ und ich mit vereinten Kräften die schöne, grosse und schnelle Cucaracha endlich dingfest gemacht haben.
24.1.19 Donnerstag - Ab in den Fluss
Wir fahren nach Jericó, einem wunderschönen Städtchen
auf einer Hochebene über dem Cauca auf 2000müM. Die Häuser
sind alle farbig, die Strassen sehr sauber, aufgeräumt und rechtwinklig.
Schnell die Koffer ins Hotel gebracht, dann ab zum Startplatz nebenan,
am Rande des Caucatals. Es sieht einigermassen stabil aus - selbst
die Vögel kommen nicht richtig hoch.
Trotzdem setzen wir uns einen Task über La Pintada hinaus an einen
Nebenfluss des Cauca. Unterwegs gibt es etliche Notlandeplätze,
und einige abgelegenere Ebenen, die längeres Laufen bedingen
würden.
Harzig geht es um die Ridge, dann finden wir im Flachen etwas Thermik.
Einer nach dem anderen muss runter, bis über La Pintada nur
noch Peter und ich übrig sind. Die Landung am Flüsschen
ist dann wie beschrieben sehr komfortabel, und baden kann man auch.
José hat bald alle verstreuten aufgesammelt, und wir haben viel
Spass in der Strömung mit Bier, Aguardiente und Rum :)
Essen gibt es heute wieder in einem Restaurante an der Panamericana
- wie immer üppig und währschaft. Ausklingen tut der Abend
bei Lemonada die Coco und Aguardiente am Dorfplatz von Jericó.
25.1.19 Freitag - Jericó nach Medellin
Nach dem Frühstück bummeln wir durch das hübsche Jericó, besuchen eine Kaffeerösterei - wo ich mich als bekennender Kaffophobiker sehr zurückhalte - und shoppen für Mitbringsel. Hier werden viele Lederwaren in kleinen Ateliers produziert und verkauft.
Den letzten Flug unserer zweiwöchigen Reise von Cali bis Medellin
entlang dem Cauca gibt's heute nochmals hier, runter zur gelben
Brücke, von wo wir uns auf den Weg nach Medellin machen wollen.
Am Landeplatz treffen wir dann zum Abschluss nochmals auf begeisterte
Kids, die über unsere Ausrüstung staunen.
José sammelt ein letztes Mal alle Aussenlander ein, und wir
fahren nach Medellin.
Ok, Tapetenwechsel. Medellin ist eine Grossstadt. Businessdistricte,
Vergnügungsmeile, Barrios, die sich im ganzen Tal den Hang hinaufziehen.
Heute gibt's erst mal Ausgang: Gutes Essen im In-Restaurant,
durch die Strassen ziehen, Abhängen und Rum trinken im angesagten
Mad Radio Club.
Der eine oder andere nützt es aus, dass er morgen nicht mehr
selber fliegen muss %-)
26.1.19 Samstag - Medellin
Heute gibt's ein wenig Sight-seeing in Medellin. Auf dem Weg zur
S-Bahn schauen wir bei Pedro's BeColombia Tour Büro rein. Von hier aus organisieren er und sein Team verschiedene Touren
in und um Medellin. Danach fahren wir zu einer der vielen Gondelbahnen
in Medellin, die die Barrios, die sich am Stadtrand die Berge hochziehen
mit dem Zentrum verbinden. Seit die Stadt die ÖV Anbindung der
Barrios zur Piorität gemacht hat, ging dank der ökonomischen
Entwicklung der ärmeren Viertel auch die Kriminalität drastisch
zurück.
Im Zentrum gibt's etwas Streetfood und Säfte um den Botero
Platz mit seinen markanten, fetten Figuren. Dann müssen wir
aber schon bald zurück und uns ein letztes Mal mit José
in den Bus setzen, um zum Flughafen zu fahren.
Der Abschied fällt uns nicht leicht. Wir durften zwei wunderschöne Wochen in diesem schönen Land mit vielen freundlichen Leuten und perfekten Flugbedingungen verbringen. 13 von 13 Tage waren fliegbar, ich konnte schon über 30 Flugstunden verbuchen. Perfekte Ferien vom Winterblues :)
Vielen Dank an das Team von Verena, Tini, Pedro und José für die perfekte Organisation, die vielen Einblicke in Land und Leute und die herzliche Betreuung!
Nächstes Jahr wieder???
Marcel, Februar 2019
PS: Hier alle Videologs auf's Mal...