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Weit, weit weg

Coober Pedy

So 7.12.03

Die lange Fahrt

Wir verabschieden uns von der Flinders Range und machen uns auf die lange Fahrt nach Coober Pedy. Immerhin liegen knapp 700km Weg vor uns!
Corinne fährt die 160km bis Port Augusta, wo wir unsere Vorräte auffüllen und etwas essen, dann fahre ich den Stuart Highway rauf über Woomera Richtung Coober Pedy.

Bei der letzten Tankstelle vor Coober Pedy - dann gibts 250km nix mehr - erklärt mir der freundliche Mann an der Kasse, wo wir am besten Halt machen können für die Nacht. Tom will nämlich unbedingt im Niemandsland schlafen. So stellen wir uns etwa 220km von Coober Pedy entfernt auf einen Rastplatz, kochen was und geniessen das Gefühl, mal wirklich weit weit weg von allem zu sein!

Tom und Lisa haben die Fahrerei grossartig mitgemacht. Die meiste Zeit sind sie vorne gesessen und haben die Landschaft bewundert. MP3 sei dank haben wir auch immer genügend Geschichten und Lieder auf Vorrat, um uns die Zeit zu verkürzen.
Sogar ein Emu konnten wir etwas weg von der Strasse sehen, und bei einem Salzsee mussten wir natürlich auch anhalten, um die Oberfläche mal zu testen.

Mo 8.12.03

Coober Pedy

Die ganze Nacht über hat es nicht wirklich abgekühlt, und so ist es auch am Morgen schon wieder sehr warm, als wir uns - nach dem Frühstück - zur Weiterfahrt bereit machen.
Noch etwa 230km bis Coober Pedy. Die Kids sitzen wieder vorne und geniessen die Weite. Wir amüsieren uns immer wieder über die lustigen Strassenschilder ( 250km bis zur nächsten Tankstelle, Survive this Trip etc). Irgendwann beginne ich damit, die Dinger zu fotografieren. Mal sehen, ob ich bis am Schluss eine gute Sammlung zusammenkriege.

In Coober Pedy angekommen fahren wir auf einen Camping Platz und quartieren uns in der Hitze ein. Zum Glück haben wir eine Klimaanlage eingebaut! Draussen ist es über 40°C. Auch der kleine überdachte Pool kommt wie gerufen.
Später werden wir das Städtchen mal besichtigen gehen. Die Kids wollen natürlich Opale finden.

Coober Pedy: Dies ist eine Stadt, die nur wegen den Opalen existiert, die man hier finden kann. Abenteurer aus 45 Nationen leben hier, der brütenden Hitze wegen zur Hälfte unterirdisch. Dazu benutzen sie einfach die Dug Outs, wo sie vorher Opale gesucht haben. Brauchen sie mehr Platz, sprengen sie ein neues "Zimmer" in ihr Höhlensystem
Heute ist auf dem Gebiet der Stadt kein Minieren mehr erlaubt, und so ist der begehrte Wohnraum unter der Erde entsprechend knapp. Wo überirdisch im Sommer Temperaturen bis über 50°C herschen, sind in den Dug Outs das ganze Jahr hinweg konstante 22°C sehr willkommen.

Von 1915 an, als hier die ersten Opale gefunden wurden, bis in die 80er Jahre herrschte ständige Wasserknappheit. Am Anfang wurde das begehrte Nass mit Mauleseln in Fässern angeschaft und strengstens rationiert. Irgendwann haben die Leute dann ein grosses Reservoir gebaut, dass sich bei einem der seltenen Regenfälle füllen konnte (und das Wasser weiter rationiert).
Heute zapft man 30km nördlich einen riesigen, unterirdischen Ozean an, bringt das Wasser mit Leitungen in die Stadt und entsalzt es mit einem reverse osmosis Prozess aufwändig. Das Resultat: nicht billiges, aber allerbestes Trinkwasser!

Wenn man hier nach Opalen graben will, muss man für sechzig Dollar eine Lizenz erwerben, dann kann man sich seinen Claim abstecken. Man bohrt dann ein Loch bis 30 Meter tief runter und sprengt, bohrt oder pickelt sich dann in die vielversprechendste Schicht rein. Der Abraum wird mit abenteuerlichen, selbstgebastelten Risenstaubsaugern (meist ein alter Truck mit einem Kompressor) mit langen Röhren an die Oberfläche gebracht. Das ergibt dann die abertausend typischen Maulwurfshügel neben tiefen Löchern.
Wenn man Glück hat, findet man dann Opale. Diese sind je nach Farbe und Leuchtstärke viel oder halt eben nix wert...

Inzwischen sind wir beim 'Jewellers Shop' angekommen. Dies ist eine grosse Fläche, wo alter Aushub in Hügeln rumliegt. Offenbar liegen hier noch Opale im Wert von vielen Millionen drin vergraben, und die Stadt hat das Gebiet für das Noodling freigegeben. Das heisst, jedermann kann sich hier die Zeit mit Opal suchen vertreiben, nur nicht professionell mit Maschinen. Den Geschichten nach findet ab und zu ein glücklicher Tourist hier einen schönen Opal.
Heute haben wir allerdings dieses Glück nicht, und auch die Sonne geht schon unter. (Dann sieht man die Opale eben nicht mehr so gut im Licht glitzern). So geben wir auf und geniessen den Sonnenuntergang.

Heute war es - den Locals nach - angenehm, nur gerade um 40°C rum. Schön ist es allemal, wenn man nachts bei über 30°C unter dem Vollmond noch ein Bierchen zischen kann. Zum Schlafen allerdings ist es schon fast zu heiss...

Di 9.12.03

Stadtbesichtigung

Früh aus den Federn! Wir gehen auf eine kleine Besichtigungstour. Mit dem Bus fahren wir die Gegend ab, während der Guide uns viel Wissenswertes und Lustiges über Coober Pedy erzählt.

Für alle meine golfenden Freunde: Kommt mal hierher spielen! Dieser 18-Loch Platz ist wohl die ultimative Herausforderung, vor allem bei 50°C und 60km/h Wind. Damit die - äh, 'Greens' trifft es nicht so richtig - Browns nicht weggeblasen werden, wird der lokale Sand mit Öl gemischt. Die grünen Abschläge sind aus Kunstofffolie, der Rest ist Sand. Nichts, was den lokalen Golfklub abhalten würde, Turniere zu spielen. Die Leute hier sind schliesslich alles keine Memmen!
Im Museum - einer alten Mine - gibt es viel interessantes zu sehen, inklusive Dokushow. Natürlich kann man hier auch Opale in aller Form und Preisklasse kaufen. Wie überall im Städtchen übrigens.

Die Gegend hier und vor allem ein wenig nördlich bei den Breakaways sieht teilweise sehr unirdisch aus. Hier werden auch immer wieder Filme gedreht. Einige bekanntere der letzten Zeit sind Mad Max III, Priscilla - Queen of the Desert und Pitch Black (ja Hanspeter, dieses üble Teil stammt von hier. Auch einige Requisiten wurden dabei hier gelassen!).

Tall stories

Spricht man mit Einheimischen - die meist 20, 30, 40 Jahre hier sind - hört man immer wieder interessante und lustige Geschichten. Hier einige davon:

The Gym

von einem netten Shopbesitzer, den ich auf die harte Arbeit in der Mine angesprochen habe

Da kam mal einer hier an, der hat eine Marktlücke entdeckt: Es gab hier noch kein Fitnessstudio!
Also ging er hin, kaufte sich einen grossen Dug Out, und richtete ein wunderschönes Gym in den Höhlen ein. Dann machte er Werbung im lokalen Radio und in der Zeitung.
Als die Boys gerade mal wieder nach einem heissen, harten Tag in den Minen im Pub den ersten Schluck Bier die Kehlen runter rieseln liessen, kam der Typ vom Fitnessstudio wütend hereingestürmt und wollte wissen, warum diese Idioten sich nie bei ihm blicken liessen. Er habe sich so viel Mühe gegeben mit seinem Gym!
Die Schürfer fragten ihn dann, was er denke, was sie wohl den ganzen Tag durch so machten, da draussen. Daraufhin ging dem guten Mann ein Licht auf: So habe er sich das noch nie überlegt...
Es gibt bis heute kein Gym in Coober Pedy.
 

Wohnraumerweiterung

vom Tourführer

Anfangs siebziger Jahre lebte hier einmal eine japanische Familie, die von einer Telekom Firma angestellt war.
Irgendwann war ihnen ihr Dug Out zu klein, und sie bohrten sich ein neues Zimmer in den Fels. Nicht schlecht staunten die Leute, als sie dabei Opale im Wert von 30'000$ fanden. (Heute ca 250'000$)
 

Ursprung der Stadt

verschieden Quellen

1915 war eine Gruppe von Goldsuchern in dieser Gegend am Verdursten. Alle gingen auf Wassersuche, nur den 14 jährigen Sohn des Anführers liess man im Camp zurück. Dem wurde es langweilig und er ging auf eigene Faust die Gegend erkunden. Dabei fand er dann 'Floaters' - Opale, die an die Oberfläche gespült wurden.
Je nach Quelle fand er dabei auch gleich noch Wasser, das die Expedition rettete. Andere sagen, die Expedition sei durch das Glück eines seltenen Gewitters vom Tod in der Wüste gerettet worden.
 

Hitzschlag

Am Nachmittag gehen wir wieder zum Jewellers Shop zum Noodling. Allerdings steht das Quecksilber bei 45°C, und schon der Hinweg wird für drei Viertel der Familie zur Qual. Schon bald zeichnet sich ab, dass alle ausser mir kurz vor einem Hitzschlag stehen.
Zum Glück kann ich ein Pärchen überzeugen, Corinne und die Kids zum Campingplatz zurück zu fahren. Tatsächlich finde dann ich noch einige kleine Scherbchen mit Opaleinschluss. Der Pool hinterher tut aber allen äusserst gut!

Zum Znacht besuchen wir das einzige Untergrund-Restaurant Australiens und lassen uns bei richtig angenehmen Temperaturen verköstigen.

Mi 10.12.03

Invasion der Ameisen

Iiiik! Alles ist voller Ameisen!
Das Australien der Kontinent der Ameisen ist, war uns ja klar. Aber unser Camper?
Besen und Gift tun dann das ihre, der Pest Herr zu werden. Böse (einheimische) Zungen behaupten, dass Cooper Pedy eh ein einziger grosser Ameisenhaufen sei...

Mit 550km Fahrt zurück in die Zivilisation (nach Port Augusta) nimmt unser Abenteuer in der Wüste dann ein Ende.
Wiederum tun Gameboy und MP3 Player das ihre, den Kids die Fahrt zu verkürzen. (Vielen Dank Wolf, die Kids lieben die halb-englischen Geschichten! Danke Michi, Lisa ist ein begeistertes Gamegirl)