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In den Bergen

Grampians

Di 30.12.03

Fahrt in die Grampians

Von Nelson an der Küste fahren wir 300km ins Landesinnere zu den Grampians. Das sind einige spektakuläre, steile Bergketten, die einen Nationalpark spendiert bekamen. Sie sollen sich ausgezeichnet zum Wandern und Klettern eignen.
Auf dem Weg versorgen wir uns noch mit dem Nötigsten (Schampus mit und ohne, Tröten, Ballone etc) für den Sylvester. Irgendwie ist der ja schon bald!

Auf der Fahrt nach Halls Gap, dem Ausgangspunkt vieler Wanderungen in den Grampians, entdecken wir auf einer schmalen, einspurigen Strasse ein Echidna. Das sind seltsame Stacheltiere, die Eier legen und ausbrüten und die Jungen nachher säugen. (Kein Witz! Echidnas und Platypus - eine Mischung aus Biber und Ente - bilden die Gruppe der Monotreme: Eierlegende Säugetiere!)
Mit ihrer spitzen 7cm Schnauze und der 15cm langen Zungen brechen Echidnas in Ameisen- und Termitenhügel ein und angeln sich ihr Futter raus. Bei Gefahr (oder drohender Fotokamera) sieht man dann nur noch einen Stachelhaufen...

In Halls Gap richten wir uns auf dem halb leeren Campingplatz ein und - es ist spät geworden - braten unser Nachtessen.
Was sofort auffällt: Auch hier sind die Zikaden in Konzertstimmung. Bis in die Nacht hinein machen sie Krach und werden am Abend nur von Schwärmen von Kakadus und einigen Kookaburras (zu deutsch recht treffend: Lachender Hans) übertönt. Zum Glück sind wenigstens die Kängis ruhig, die in wahren Rudeln um unser Wohnmobil grasen.

Mi 31.12.03

Pechsträhne?

Nach einem gemütlichen Morgen sehen wir uns das kleine Dorf Halls Gap an und besorgen uns Informationen zu den Wanderungen hier in den Bergen. Für Tom und mich buchen wir für den Freitag einen Klettermorgen.
Nach einem Zmittag im Park,

  • bei dem Tom von einem Baumstamm in das Flüsschen fällt, auf dem er selbiges überqueren wollte,

machen wir uns auf zu einem Spaziergang zu den Venus Bädern, einigen Pools in den Felsen.

  • Dabei fällt Lisa auf die Schnauze und kräbbelt sich das Knie auf

Natürlich waren wir nicht so schlau, bei Venus Bad auch an baden zu denken, und so stürzen sich die Kids halt in Tiischi und Unterhose in die Pools in den Felsen. Während ich eine Felsplatte 50m hochklettere und die Sicht in die Schlucht geniesse,

  • will Lisa in einen zu tiefen Pool und geht unter, ohne dass die umsitzenden Leute reagieren. Tom merkt was, und Corinne wird auch aufmerksam: Mit Vollgas stürzt sie sich in voller Montur (inkl Wanderschuhe) ins Wasser und rettet unsere Tochter (was dann endlich die Leute rundrum erschreckt).

So sind die beiden patschnass aber wenigstens heil.
Auf dem Rückweg will Tom mit Anlauf einen Felsen hoch.

  • Beim x-ten Versuch stolpert er und knallt voll mit dem Knie in den Stein.

Silvester

Nach dem Znacht wollen wir im Dorf mit einem Dessert den Sylvester einläuten, aber: Tote Hose! Um 9pm ist alles schon dicht. Wir rätseln, ob denn heute tatsächlich Sylvester sei?
Auf dem Rückweg kommen wir am Spielplatz vorbei,

  • und Tom fällt von der Kletterstange mit dem Rücken auf eine Kante.

Puh, nix weiter passiert, Glück gehabt. Tom beginnt langsam, mit dem Schicksal zu hadern, das es heute wirklich nicht gut mit ihm meint!

Wir rühren uns einen Pudding zusammen und verbreiten halt im Camper Sylvesterstimmung. Beim Wasserpistolenduell im Dunkeln

  • stolpert dann Tom nochmals und reisst sich auch ein Knie auf.

Zum Glück ist das Jahr bald vorbei und wir können neu anfangen!
Tatsächlich können wir die letzte halbe Stunde des alten Jahres noch ohne weitere Zwischenfälle hinter uns bringen und (10 Stunden vor der Schweiz) auf ein lustiges 2004 anstossen.

Do 1.1.04

Neujahr

Ausschlafen und die heisse Tageszeit durchgehen lassen; dann machen wir uns auf eine Abendwanderung zu einem Aussichtsfelsen.
Die Grampians sind eine Reihe von Nord-Süd Gebirgszügen, die im Westen stetig aufsteigen und dann an der Ostflanke senkrecht ins nächste Tal runter führen. Wir fahren also an so eine Westflanke und wandern um 5pm los.
Zuerst führt der Weg in den Grand Canyon, einer felsigen Schlucht mit spektakulären Steilwänden. Immer wieder fragt mich Tom, ob wir denn morgen auch so eine Steilwand erklettern werden. Damit liegt er genau richtig, wie wir morgen feststellen werden!

Nach der Schlucht führt ein schöner Weg durch Bäume und Felsen den Berg hoch. Plötzlich entdeckt Tom eine Schlange! Corinne hat sie nicht mal bemerkt beim vorbei gehen. Lisa und ich bringen uns auf der Seite in Sicherheit, bis das Reptil sich verdrückt hat. Keine Ahnung, was das war, aber sicher ist sicher, vor allem nach all den Horrorstorys, die uns zu Hause immer wieder über die gefährliche Fauna in Down Under erzählt wurden :-)

Über schöne Felsplatten geht es zur Silent Street, einem von Felswänden eingerahmten, wunderschönen, steinigen Weg, der immer enger wird. Nach dem Ausstieg müssen wir noch einige Felseplatten hoch, dann sind wir nach einer Stunde zuoberst und geniessen vom Pinnacle aus die grandiose Aussicht ins Tal runter.

Wir haben das Abendessen - Sandwiches und Gemüse - mitgenommen und können unsere Mahlzeit in der Abendsonne mit Aussicht geniessen.
Der Abstieg geht schneller voran, und nochmals können wir die phantastischen Gesteinsformationen geniessen, zwischen denen uns der Weg durchführt.
Gegen 9pm sind wir wieder auf dem Campingplatz zurück. Pronto duschen, die Kids ins Bett - schliesslich müssen Tom und ich morgen früh fit sein für unsere Klettereien.

Fr 2.1.04

Klettertag

Während Corinne und Lisa sich einen gemütlichen Morgen machen, stehen Tom und ich um 8:45am in Wanderausrüstung im Klettershop. Bald sind ein dutzend Abenteuerlustige zusammen und wir machen uns mit den zwei Guides auf zum Wonderland Parkplatz, dem Ausgangspunkt unserer gestrigen Wanderung.
Auf dem Parkplatz werden wir mit Gstältli, Helm und Verhaltensregeln ausgerüstet und wandern in den Grand Canyon. Dort richten die Guides an einem eindrücklichen Felsen zwei Kletterseile und eine Abseilstrecke ein. Nach weiteren Instruktionen - Sicherung, Backup, Seilordnung - können wir in Viererteams den Fels in Angriff nehmen. Einer klettert, drei sind unten zur Sicherung.

So verbringen wir den Morgen mit Fels rauf und runter kraxeln. Tom kommt das erste Mal nicht so weit, das zweite Mal allerdings bis fast ganz hoch. Dort verlässt ihn aber der Mut, als er wieder runter sollte: Er getraut sich nicht, sich ins Gschtältli zu hängen, um sich abseilen zu lassen und gerät in Panik. Schnell hänge ich mich an das zweite Seil und klettere zu ihm hoch. Nachdem ich ihm gezeigt habe, wie er sich zurücklehnen kann und so einfach den Felsen runterkommt, klappts dann, und er probierts am Schluss noch einmal.

Ich klettere die Wand auch einige Male durch und gehe dann zum Abseilen. Cool, wie man die senkrechte Wand runterfräsen kann! Tom erntet immer wieder viel Bewunderung von Wanderern, die es kaum fassen können, dass sich so 'kleine' Kinder so was getrauen...

Wieder zurück beim Parkplatz sind wir erschöpft aber zufrieden, und im Dorf melde ich mich sogleich für den fortgeschrittenen Kurs von Morgen an.

Dreamtime Stories

Wir besuchen das Brambuk Culture Center, das etwas von der Kultur der Aborigines, den Ureinwohnern Australiens vermittelt.
Die Traditionen und Geschichte der Aborigines ist eine rein orale: ihre Mythen werden als Traumzeit Geschichten überliefert

Traumzeit Geschichte: Tschingal, der grosse Emu

Nachdem der grosse Schöpfer Bunjil die Erde mit allen Bergen, Seen, Wäldern, Pflanzen, Tieren und Menschen geschaffen hatte, ist er als grosser Adler mit den Seinigen in den Himmel geflogen und zu Sternen geworden. Die Geschicke hier auf der Erde hat er den Bram-bram-bult Brüdern in die Hände gelegt: Sie sollen fertig stellen, was noch zu tun bleibt und für Recht und Ordnung sorgen.

Hier in der Gegend lebt auch Tschingal, ein riesiger und böser Emu, der auch nicht davor zurückschreckt, Menschen zu verspeisen.
Eines Tages findet die Krähe Wa das grosse Ei von Tschingal und will sich daran gütlich tun. Doch da kommt Tschingal zu seinem Nest zurück und wird furchtbar wütend. Wa flieht und versteckt sich in einer Felsspalte im Gebirge, doch mit einem gewaltigen Schnabelhieb reisst Tschingal den Berg auf und kreiert damit den Roses-Gap-Pass.
Wa entkommt und versteckt sich widerum im Berg, doch wieder schlägt Tschingal eine Lücke in die Bergkette: Victorias Gap.
Nun kann Wa in sein Heimatgebiet entfliehen, wo Tschingal keine Macht hat und ihn nicht verfolgen kann.

Tschingal richtet seine Wut auf einen vorbeiziehenden Jäger und will diesen verspeisen. Anstatt sich mit seinem Speer zu wehren, wie das ein anständiger Jäger sollte, flieht der jedoch und versteckt sich in einem Baum.

Inzwischen ist die Krähe Wa zu den Bram-bram-bult Brüdern gegangen und hat diesen von den jüngsten Misstaten von Tschingal erzählt. Diese haben schon lange ein Hühnchen - äh, einen Emu - mit Tschingal zu rupfen und machen sich auf, ihn zu suchen.
Wie sie in das Tal kommen, sehen sie das Auge Tschingals leuchten und schleichen sich von zwei Seiten an ihn an. Beide treffen ihn mit ihren Speeren.
Tschingal schleppt sich blutend davon und die Bran-bran-bult Brüder verfolgen ihn. Tschingals Blutspur wird später zum Fluss Wimera.
Als sie den toten Riesenemu finden, reissen sie jede seiner Federn der Länge nach durch und machen zwei Haufen von der Grösse eines heutigen Emus damit. Daraus werden je ein Männchen und ein Weibchen. Auch heute noch haben alle Emus darum gespaltene Federn.

Auf dem Rückweg finden sie den feigen Jäger im Baum, doch der ist vor lauter Furcht nicht zum runterkommen zu bewegen. Darob werden die Brüder wütend und verwandeln ihn in ein Possum.
Später finden sie das riesige Ei von Tschingal aber können es nicht bewegen. Der Wattle-Vogel hilft ihnen dabei, und darf zum Dank beim anschliessenden Festessen der Menschen das Ei an alle verteilen. Dabei hat sich der Vogel ein wenig bekleckert, und darum kann man noch heute bei ihm die zwei roten Flecken am Hals sehen.
Den Emus aber bringen die Bran-bran-bult Brüder bei, nicht mehr ein riesiges, sonder mehrere kleinere Eier zu legen, damit sie nicht mehr so wütend werden müssen, wenn die Menschen ihnen einige Eier stehlen.

Diese Geschichte kann man auch am Nachthimmel sehen: Die Sterne des Kreuzes des Südens symbolisieren die Brüder und ihre Speere. Der leere Fleck unterhalb der Konstellation hat nicht zufällig die Form eines Emus! Und auch der grosse Vater Bunjil wacht immer noch als Stern über seine Menschen, und manchmal kann man ihn als grossen Adler seine Kreise ziehen sehen...

  Nach einer Didgeridoo Vorführung, wo wir in die Geheimnisse dieser hohlen Bäume eingeweiht werden - na ja, spielen lernen wir nicht -, kaufen wir noch diverse Souvenirs. (Den Bumerang muss ich nachher gleich zweimal aus einem Teich fischen. Der weiss noch nicht so recht, zu wem er zurückkommen muss :-)

Sa 3.1.04

Wasserfall?

Heute morgen ziehen wir wieder mal früh los: Wir wollen zu den Silverband Falls und dort Zmorge essen. An der Strasse zum Ausgangspunkt der Wanderung steht zwar 'Not suitable for caravans', aber wir denken mal das betrifft 'Campervans' nicht. Tatsächlich ist die Strasse nicht sehr breit, aber nicht wirklich ein Problem.
Ein kurzer Spaziergang durch einen schönen Wald mit Eukalyptus und Riesenfarnen bringt uns zu den Wasserfällen, die wegen dem schönen Wetter etwas mickrig ausfallen. Speziell daran ist, dass das Wasser nach dem Fall unterirdisch weiterfliesst.
So essen wir an diesem malerischen Platz unseren mitgebrachten Zmorgen und geniessen die Natur.

Klettern, zweiter Akt

Während Corinne und die Kids sich im Schwimmbad vergnügen, fahre ich mit einem Guide, den zwei weiteren Kletterern Vincent und Daniel und seiner Freundin an den Watchtower, einen bekannten Felsen in der Gegend.
Auf was wir uns da einlassen wird uns beim Anblick der Felswand bewusst, an die uns der Guide führt: Senkrecht mit Überhängen!
Während der Guide die Seile einrichtet, können wir eine andere Gruppe bewundern, die gerade hier klettert. Offenbar sind da Könner am Werk, denn wo die sich festhalten und abstehen ist für uns nicht wirklich ersichtlich...
Bald sind unsere Seile da und ich versuche mich als erster an dem linken Aufstieg mit (Aussie-) Rating 15. (Nach der 8 von gestern ziemlich viel schwieriger.) Netterweise will der Guide beim ersten noch keine Tricks verraten, und so kommt es, dass mir halb oben nach einigen Fehlversuchen die Kraft in den Armen endgültig ausgeht und ich ins Seil falle. Zwar versuche ich es nochmals, aber da ist nix zu machen.
Jetzt rückt der Typ endlich raus: Man sollte die Arme möglichst schonen, in dem man an den gestreckten Armen hängt und möglichst viel Gewicht auf den Füssen hat. Ha ha, ob ich meine Hände jemals wieder spüren werde? Ich kriege kaum mehr den Knoten auf, der mich am Seil hält.
Daniel schafft den Aufstieg dann mit einmal zwischendurch im Seil hängen, Vincent kommt nicht hoch. Also versuche ich es nochmals, diesmal mit Kletterschuhen. Mit den Dingern fühlst du dich wie Spider Man an der Wand: Sie halten fast überall. So schaffe ich es diesmal armschonend die ganze Route zu durchklettern. Ein Wahnsinnsgefühl!

Wir versuchen uns alle am zweiten Aufstieg mit Aussie-Schwierigkeit 17. Daniel schafft den Überhang nicht, aber wir anderen können wenigstens etwas lernen: Beim Überhang hat es keine Griffe! Man muss dort seine Hand in einen Spalt stecken und möglichst dicke machen, damit sie hält...
Ich versuche es dann tatsächlich so, ohne Rücksicht auf Haut und Knochen und kriege den Aufstieg hin, hänge dabei aber zwei oder drei Mal im Seil und muss wieder einsteigen. Daniel schafft es auch, allerdings mit viel Hilfe vom Seil (cheating, that is).
Vinc kriegt den ersten Aufstieg auch noch hin, und dann zeigt uns der Guide, wie einfach das ganze eigentlich wäre. (Ich glaube aber, der hat einfach Superglue an den Schuhen :-)
Zum Schluss mache ich mich nochmals an den schwierigeren Einstieg, und mit allem was ich gelernt habe, durchklettere ich auch diese Wand in einem Anlauf. Cool!

Wieder zurück im Dorf müssen wir uns dann mit viel Bier innerlich abkühlen. Daniel und seine japanische Freundin versprechen mir, uns in Melbourne in das beste japanische Restaurant der Stadt auszuführen.

So 4.1.04

Regen!

Das angekündigte Gewitter trifft früh am Morgen ein. Na ja, nach zwei Wochen Sonnenschein und heiss, ist etwas Regen wieder mal eine Abwechslung und vielleicht führt der für morgen angepeilte McKenzie Wasserfall dann wenigstens anständig Wasser!
So tun wir heute nicht viel - Spiele machen, Pizza und Glace essen, Reisetagebuch nachführen - und verbringen einen ruhigen Tag.

Mo 5.1.04

Wasserfall!

Wir packen zusammen und fahren mit unserem Monstercamper die Bergstrassen auf und ab zu den McKenzie Fällen. Dort geht es über Treppen und Wege runter zum Fuss der Wasserfälle. Es hat sich gelohnt, den Regen abzuwarten, sie sind wirklich sehenswert.
Die Kinder und ich klettern noch ein wenig an den Felsen rum, dann steigen wir wieder rauf und essen einen Lunch. Dabei werden wir scharf von einigen Kookaburras beobachtet. Sie sind hier recht zutraulich; wahrscheinlich werden sie - verbotenerweise - oft gefüttert.

Hier nehmen wir Abschied von den Grampians. Es hat uns so gut gefallen, dass wir alles in allem eine Woche hier verbracht haben.
Wir werden zurück an die Küste fahren, von wo wir dann über die Great Ocean Road mit einem Abstecher in die Goldgräberstadt Ballerat Richtung Melbourne fahren werden.